Veröffentlicht am März 11, 2024

Same-Day-Delivery in der Schweiz ist weniger eine Frage der Kosten als vielmehr der intelligenten Steuerung und des präzisen Erwartungs-Managements.

  • Optimierte Cut-off-Zeiten und städtische Mikro-Lager sind die grössten Hebel, um die Logistikkosten auf der letzten Meile signifikant zu senken.
  • Schweizer Kunden akzeptieren spürbare Aufpreise, erwarten aber im Gegenzug absolute Zuverlässigkeit, präzise Lieferfenster und proaktive Kommunikation.

Empfehlung: Analysieren Sie zuerst das Potenzial zur Reduzierung von Retouren und zur Steigerung der Kundentreue, bevor Sie die finalen Lieferpreise für den Checkout festlegen.

Als E-Commerce Manager in der Schweiz stehen Sie vor einem strategischen Dilemma: Sollen Sie Same-Day-Delivery anbieten? Die landläufige Meinung ist gespalten. Einerseits wird die Lieferung am selben Tag als ultimativer Service und entscheidender Wettbewerbsvorteil gepriesen, der die Konversionsraten in die Höhe treiben soll. Andererseits wird vor explodierenden Logistikkosten gewarnt, die die Marge empfindlich schmälern können. Viele Ratgeber beschränken sich auf die Feststellung, dass es teuer, aber bei Kunden beliebt ist – eine wenig hilfreiche Binsenweisheit für eine fundierte Geschäftsentscheidung.

Doch was, wenn die Frage nicht „ob“, sondern „wie“ lautet? Was, wenn Same-Day-Delivery kein pauschaler Kostenblock ist, sondern ein System aus strategischen Hebeln, die Sie gezielt einsetzen können? Die wahre Herausforderung liegt nicht darin, die schnellste Lieferung um jeden Preis anzubieten. Sie liegt darin, die komplexen Zusammenhänge zwischen Logistikkosten, operativer Exzellenz und den tatsächlichen Erwartungen des anspruchsvollen Schweizer Kunden zu verstehen und zu meistern. Es geht um eine Feinjustierung von Infrastruktur, Prozessen und Preisgestaltung, um Profitabilität zu gewährleisten.

Dieser Artikel bricht mit den oberflächlichen Diskussionen. Wir tauchen tief in die Kosten-Nutzen-Matrix der Same-Day-Delivery im Schweizer Markt ein. Statt allgemeiner Ratschläge liefern wir Ihnen konkrete Daten, operative Taktiken und Einblicke in das Verhalten der Konsumenten. Wir analysieren die Rentabilitätshebel, die Ihnen zur Verfügung stehen, um diesen Premium-Service nicht nur anzubieten, sondern ihn zu einem profitablen Bestandteil Ihrer E-Commerce-Strategie zu machen.

Um diese strategische Entscheidung fundiert zu treffen, beleuchten wir die entscheidenden Faktoren Schritt für Schritt. Dieser Leitfaden bietet Ihnen eine strukturierte Analyse der Kosten, der operativen Möglichkeiten und der realen Kundenerwartungen in der Schweiz.

Warum die Zustellung innert 2 Stunden die Logistikkosten verdreifacht

Die Entscheidung für eine Expresszustellung ist vor allem eine Kostenentscheidung. Der Sprung von einer Standardlieferung zur Same-Day-Delivery ist kein linearer Kostenanstieg, sondern ein exponentieller. Der Hauptgrund dafür liegt in der Disruption der standardisierten Logistikprozesse. Während der normale Paketversand auf Volumen, Konsolidierung und optimierte, nächtliche Sortierprozesse in grossen Zentren setzt, erfordert die Lieferung am selben Tag einen komplett anderen Ansatz. Es bedarf einer dedizierten, punkt-zu-punkt-orientierten Logistikkette, die Ad-hoc-Fahrten und eine individuelle Tourenplanung notwendig macht.

Jede Same-Day-Bestellung umgeht die Effizienz der Massenabfertigung. Statt auf voll ausgelastete LKW zu warten, muss ein Kurier oft für wenige Pakete losfahren. Dies führt zu deutlich höheren Personalkosten pro Sendung und einer geringeren Effizienz auf der letzten Meile. Hinzu kommt die Notwendigkeit einer teureren IT-Infrastruktur für Echtzeit-Tracking und dynamische Tourenplanung. Anbieter wie notime setzen beispielsweise auf manuelle Sortierung in ihren regionalen Depots, um die nötige Flexibilität zu gewährleisten, was die Abhängigkeit von manuellen Prozessen erhöht. Diese Faktoren summieren sich und erklären den signifikanten Preisunterschied.

Die folgende Tabelle zeigt die durchschnittlichen Kosten für verschiedene Versandarten im Schweizer Online-Handel und verdeutlicht den Kostensprung zur Lieferung am selben Tag. Diese Zahlen machen klar, dass Same-Day-Delivery als Premium-Service positioniert und bepreist werden muss.

Vergleich der Same-Day-Delivery Kosten in der Schweiz
Liefergeschwindigkeit Durchschnittskosten CHF Zeitfenster
Same-Day-Delivery durchschnittlich 12.80 3-5 Stunden
Next-Day-Delivery 6.90 24 Stunden
Standard-Lieferung 0-4.90 2-3 Tage

Letztlich muss der wahrgenommene Mehrwert für den Kunden diese Zusatzkosten rechtfertigen. Ein tiefes Verständnis der Kostenstruktur ist die unerlässliche Basis für eine intelligente Preisstrategie.

Wie Sie durch späte Abholzeiten mehr Bestellungen am selben Tag versenden

Einer der grössten operativen Hebel zur Maximierung des Same-Day-Angebots ist die Optimierung der Cut-off-Zeiten. Die Cut-off-Zeit ist der späteste Zeitpunkt, zu dem eine Kundenbestellung eingehen muss, um noch am selben Tag verarbeitet und versendet werden zu können. Eine späte Cut-off-Zeit ist ein enormer Wettbewerbsvorteil, da sie den Kunden maximale Flexibilität bietet. Je länger Sie am Tag Bestellungen für die taggleiche Lieferung annehmen können, desto attraktiver wird Ihr Angebot, insbesondere für spontane Käufe am Nachmittag.

Die Realisierung späterer Annahmeschlusszeiten hängt direkt von der Flexibilität Ihres Logistikpartners und dem Standort Ihres Lagers ab. Logistikdienstleister wie die Schweizerische Post oder notime haben spezielle Produkte entwickelt, die auf späte Abholungen ausgelegt sind. Mit SameDay Swiss afternoon erreicht die Post beispielsweise rund 70% der Schweizer Haushalte mit einer Zustellung am Abend, wenn die Bestellung bis zum frühen Nachmittag aufgegeben wird. Dies erfordert eine nahtlose und schnelle Datenübertragung via API an den Logistiker sowie eine strategische Platzierung der Waren in stadtnahen Lagern.

Die Kunst besteht darin, den Annahmeschluss so spät wie möglich anzusetzen, ohne die pünktliche Übergabe an den Kurier zu gefährden. Dies erfordert eine präzise Abstimmung der internen Kommissionierprozesse mit den Abholfenstern des Dienstleisters. Eine spätere Cut-off-Zeit erhöht nicht nur die Anzahl der potenziellen Same-Day-Bestellungen, sondern steigert auch die Kundenzufriedenheit erheblich.

Ihr Plan zur Optimierung der Cut-off-Zeiten

  1. Angebotsdefinition: Legen Sie fest, bis zu welcher Uhrzeit Bestellungen für die Abendzustellung (z.B. 16:30-21:00 Uhr) angenommen werden können, typischerweise bis 13:00 Uhr.
  2. Partner-Evaluierung: Prüfen Sie Logistiker wie Quickpac oder notime, die Abholungen bis 15:00 Uhr oder später für eine Zustellung am selben Abend anbieten.
  3. Technologie-Check: Stellen Sie sicher, dass Ihre System-API die Bestelldaten bis spätestens 15:30 Uhr zuverlässig an den Logistikpartner übermitteln kann.
  4. Lagerprozesse anpassen: Vereinbaren Sie flexible Abholungen zwischen 16:00 und 18:00 Uhr, insbesondere wenn Sie stadtnahe Lager oder Filialen nutzen.
  5. Kundenkommunikation: Kommunizieren Sie proaktiv präzise Lieferzeitfenster (z.B. ein 40-Minuten-Slot) und Tracking-Daten, sobald das Paket unterwegs ist.

Durch diese logistische Feinjustierung verwandeln Sie eine operative Herausforderung in einen messbaren Vorteil im Kampf um den Kunden.

Wie kleine Lager in der City die Liefergeschwindigkeit drastisch erhöhen

Der traditionelle E-Commerce stützt sich auf grosse, zentralisierte Logistikzentren in ländlichen Gebieten, um von niedrigeren Miet- und Lohnkosten zu profitieren. Dieser Ansatz ist für Standardlieferungen hocheffizient, wird aber zum grössten Hindernis für eine schnelle Same-Day-Delivery in urbanen Ballungsräumen. Die Distanz zur Haustür des Kunden ist der entscheidende Faktor für die Geschwindigkeit auf der letzten Meile. Genau hier kommen urbane Mikro-Hubs oder City-Lager ins Spiel. Diese kleinen, dezentralen Lagereinheiten befinden sich direkt in den Städten oder an deren Rändern.

Ihre strategische Platzierung verkürzt die Lieferwege drastisch. Anstatt Pakete aus einem entfernten Zentrallager in die Stadt zu transportieren, werden die meistverkauften Artikel (sog. „Fast Mover“) direkt im Mikro-Hub gelagert. Bestellungen können so innerhalb von Minuten kommissioniert und an Velokuriere oder kleine E-Fahrzeuge übergeben werden, die den Stadtverkehr agil umfahren. Dieser Ansatz erhöht nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Nachhaltigkeit der Zustellung, ein Faktor, der für ein wachsendes Kundensegment in der Schweiz immer wichtiger wird.

Die Einrichtung von Mikro-Hubs ermöglicht zudem eine viel spätere Cut-off-Zeit für Bestellungen. Wenn die Ware bereits vor Ort ist, entfällt der zeitaufwändige Transport vom Zentrallager, was den entscheidenden Zeitpuffer für die Abwicklung von Nachmittagsbestellungen schafft.

Urbanes Mikro-Lager in Zürich mit Velokurieren und E-Fahrzeugen

Wie dieses Bild eines urbanen Lagers zeigt, ist die Nähe zum Kunden der Schlüssel. Diese dezentrale Infrastruktur ist die physische Grundlage für eine reaktionsschnelle und flexible Stadtlogistik, die den Anforderungen der Same-Day-Economy gerecht wird.

Erfolgsbeispiel: coop.ch und die dynamische Tourenplanung

Der Online-Supermarkt coop.ch demonstriert eindrücklich die Vorteile einer stadtnahen Logistik in Kombination mit intelligenter Software. Das System ermöglicht eine stundengenaue Lieferung am Tag der Bestellung zwischen 8:00 und 22:00 Uhr. Kunden können aus bis zu 30 verschiedenen Terminen innerhalb der nächsten zehn Tage wählen, was eine aussergewöhnliche Flexibilität bietet. Diese Präzision ist nur durch ein Netzwerk von regionalen Logistikzentren und eine dynamische Tourenplanung möglich, die in Echtzeit die optimale Route für jeden Fahrer berechnet.

Damit wird die letzte Meile von der grössten Kostenstelle zu einem flexiblen und kundenorientierten Service-Instrument.

Wie viel Aufpreis akzeptiert der Schweizer Kunde für die Lieferung am Samstag?

Die Frage nach der Zahlungsbereitschaft ist der Kern jeder Rentabilitätsrechnung. Während Kunden in Umfragen oft angeben, schnelle Lieferungen zu wünschen, zeigt sich die wahre Bereitschaft erst im Checkout, wenn ein konkreter Preis genannt wird. Im Premium-Markt Schweiz ist die Erwartungshaltung hoch, aber auch die Akzeptanz für Aufpreise, sofern der Service stimmt. Es gibt keine pauschale Antwort, aber Marktdaten liefern wichtige Anhaltspunkte. So verlangt beispielsweise IKEA für die Expresslieferung von Möbeln am selben Tag einen erheblichen Aufpreis, der bei bis zu CHF 139.95 liegen kann. Dies zeigt, dass bei Dringlichkeit oder hohem Warenwert eine hohe Zahlungsbereitschaft vorhanden ist.

Ein entscheidender Faktor ist die Transparenz und die Wahlmöglichkeit. Kunden sind eher bereit, für eine Premium-Option zu bezahlen, wenn sie als klare Alternative zu einer kostenlosen oder günstigen Standardlieferung angeboten wird. Die Erfahrung von Digitec Galaxus, einem der grössten Online-Händler der Schweiz, ist hier sehr aufschlussreich. Das Unternehmen hat sein Same-Day-Delivery-Angebot massiv ausgebaut. Eine Analyse zeigt: Wenn die Option verfügbar ist, wird sie oft genutzt. Dann geht bei dem Onlinehändler eine von vier Bestellungen am gleichen Tag raus. Diese hohe Nutzungsquote bei Verfügbarkeit deutet darauf hin, dass der angebotene Preis für einen signifikanten Teil der Kundschaft als fair und dem Nutzen entsprechend wahrgenommen wird.

Die Akzeptanz eines Aufpreises korreliert stark mit der Wichtigkeit und Dringlichkeit des Produkts. Für ein dringend benötigtes Ersatzteil, ein Last-Minute-Geschenk oder Lebensmittel ist die Zahlungsbereitschaft deutlich höher als für einen nicht dringenden Konsumartikel. Für einen E-Commerce Manager bedeutet dies, dass eine dynamische Preisstrategie, die sich an der Produktkategorie und dem Warenkorbwert orientiert, sinnvoller sein kann als ein starrer Aufpreis für alle Artikel.

Letztlich ist der Preis, den der Kunde akzeptiert, der ultimative Beweis dafür, dass der angebotene Service einen echten Mehrwert darstellt.

Führt schnellere Lieferung zu weniger Stornierungen und Retouren?

Die Diskussion um Same-Day-Delivery konzentriert sich oft auf die Steigerung der Konversionsrate. Doch der wahre finanzielle Hebel könnte an anderer Stelle liegen: in der Reduzierung von Kosten nach dem Kauf. Eine schnelle Lieferung verkürzt die kritische Zeitspanne zwischen dem Klick auf „Kaufen“ und dem Moment, in dem der Kunde das Produkt in den Händen hält. In dieser Phase der „Kaufreue“ (Buyer’s Remorse) ist die Wahrscheinlichkeit für Stornierungen und Impulsretouren am höchsten. Eine sofortige Zustellung befriedigt das Bedürfnis nach unmittelbarer Belohnung und lässt kaum Zeit für Zweifel.

Obwohl es noch wenige umfassende Studien zu diesem Thema in der Schweiz gibt, ist der logische Zusammenhang stark. Die Zufriedenheit, die durch eine überraschend schnelle Lieferung entsteht, schafft eine positive emotionale Bindung zur Marke. Dies stärkt die Kundenloyalität und kann die Retourenquote senken. Obwohl laut einer Umfrage bisher nur rund 10% der Schweizer Same-Day-Delivery genutzt haben, ist der positive Effekt bei den Nutzern spürbar. Der Service wird als Premium-Merkmal wahrgenommen, das die Qualitätsvermutung des Produkts und des Shops bestätigt.

Schweizer Kunden haben extrem hohe Qualitäts- und Serviceerwartungen. Eine schnelle Lieferung bestätigt diese Premium-Wahrnehmung und kann die kognitive Dissonanz nach dem Kauf reduzieren.

– Quickpac Studie, Versandpreise im Schweizer Online-Handel 2022

Zufriedener Kunde erhält Paket von Velokurier in Schweizer Wohnquartier

Die Reduzierung der Retourenquote hat einen direkten und messbaren Einfluss auf die Profitabilität. Jeder vermiedene retournierte Artikel spart nicht nur die Kosten für den Rückversand, sondern auch für die Prüfung, Neuverpackung und Wiedereinlagerung der Ware. Dieser finanzielle Vorteil wird bei der reinen Betrachtung der Lieferkosten oft übersehen.

Eine schnellere Lieferung ist somit nicht nur ein Service für den Kunden, sondern auch ein wirksames Instrument zur Steigerung der Nacheinkaufseffizienz.

Wann ist die beste Zeit für City-Logistik in Zürich, um Staus zu umfahren?

In urbanen Zentren wie Zürich ist Zeit buchstäblich Geld, und der grösste Zeitfresser ist der Verkehr. Die Effizienz der letzten Meile hängt massgeblich davon ab, wie gut es gelingt, die Stosszeiten zu umgehen. Eine Analyse der Verkehrsdaten ist daher für jeden E-Commerce Manager, der auf Same-Day-Delivery in der Limmatstadt setzt, unerlässlich. Laut einer Studie ist die Verkehrslage in Zürich besonders angespannt: Autofahrer in Zürich verlieren jährlich bis zu 156 Stunden im Stau. Diese verlorene Zeit schlägt sich direkt in höheren Betriebskosten für Lieferfahrzeuge und längeren, unzuverlässigen Lieferzeiten nieder.

Die klassischen Stosszeiten in Zürich liegen morgens zwischen 07:30 und 09:00 Uhr und abends zwischen 17:00 und 18:30 Uhr. Eine Logistikstrategie, die Lieferungen in diesen Zeitfenstern vorsieht, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt oder zumindest extrem ineffizient. Die cleverste Strategie besteht darin, die Zustellungen antizyklisch zu planen. Dies bedeutet konkret:

  • Vormittagsslot (09:30 – 12:00 Uhr): Zustellungen nach dem morgendlichen Berufsverkehr, ideal für Lieferungen ins Büro oder an Personen, die zu Hause arbeiten.
  • Nachmittagsslot (14:00 – 16:00 Uhr): Ein kurzes Fenster vor dem abendlichen Ansturm, das sich gut für schnelle, gezielte Lieferungen eignet.
  • Abendslot (ab 19:00 Uhr): Der mit Abstand wichtigste und kundenfreundlichste Slot. Nach 19:00 Uhr lässt der Verkehr in den meisten Quartieren deutlich nach, und die Wahrscheinlichkeit, den Empfänger zu Hause anzutreffen, ist am höchsten.

Die folgende Übersicht zeigt, wie Zürich im Vergleich zu anderen Schweizer Städten abschneidet. Die niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit in der Innenstadt unterstreicht die Notwendigkeit einer intelligenten Zeitplanung.

Durchschnittsgeschwindigkeiten in Schweizer Städten
Stadt Staustunden/Jahr Ø-Geschwindigkeit Innenstadt
Genf 94 Stunden 16 km/h
Zürich 88 Stunden 14 km/h
Lausanne 71 Stunden 18 km/h
Lugano 60 Stunden 20 km/h

Der Einsatz von Velokurieren und die Fokussierung auf die Abendzustellung sind daher nicht nur Trends, sondern strategische Antworten auf die chronische Verkehrsproblematik.

Wie ein Schweizer Lager die Zustellung „Overnight“ erst möglich macht

Für ausländische E-Commerce-Unternehmen, die den Schweizer Markt bedienen, stellt die Landesgrenze die grösste logistische Hürde dar. Selbst die schnellste „Overnight“-Lieferung aus einem Lager in Deutschland oder Frankreich wird durch die unvermeidliche Zollabfertigung ausgebremst. Dieser Prozess kostet im besten Fall 24, oft aber bis zu 48 Stunden. In dieser Zeit steht die Sendung still, was eine echte taggleiche oder auch nur eine zuverlässige Nächsttags-Zustellung aus dem Ausland praktisch unmöglich macht.

Die einzige Möglichkeit, diese Verzögerung zu eliminieren und im Schweizer Premium-Markt wettbewerbsfähig zu sein, ist die Einrichtung eines Lagers direkt in der Schweiz. Ein inländisches Lager verwandelt einen internationalen Versand in eine nationale Lieferung. Damit wird der gesamte Prozess radikal vereinfacht und beschleunigt. Die Ware ist bereits im Land, verzollt und bereit für den sofortigen Versand an den Endkunden. Dies ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt Services wie Same-Day-Delivery anbieten zu können.

Die Schweizerische Post und andere Anbieter können nur dann ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten, wenn die Pakete bereits im Inland zirkulieren. Erst dann sind Abdeckungsraten, wie sie die Post anstrebt, überhaupt realisierbar. Die Präsenz vor Ort ermöglicht es Händlern, am selben Ökosystem teilzunehmen wie ihre Schweizer Konkurrenten. Der strategische Wert eines Schweizer Lagers liegt also nicht nur in der reinen Geschwindigkeitssteigerung, sondern im Zugang zum gesamten Spektrum an Premium-Logistikdienstleistungen, die der Markt bietet.

Die Zollhürde: Ein Zeit- und Kostenfaktor

Ein ausländischer Händler ohne Lager in der Schweiz verliert durch die Zollabfertigung wertvolle Zeit, die eine schnelle Lieferung unmöglich macht. Selbst bei reibungslosen Prozessen vergehen 24-48 Stunden. Ein Schweizer Lager umgeht dieses Nadelöhr vollständig. Es ermöglicht den Zugang zu echten Overnight-Services, bei denen die Zustellung je nach gewähltem Zeitfenster am Nachmittag oder Abend erfolgt. Die Kosten für solche Premium-Dienstleistungen innerhalb der Schweiz liegen typischerweise zwischen CHF 29.50 und CHF 49.50, ein Preis, den der Kunde direkt mit einer garantierten und schnellen Leistung verbinden kann, anstatt mit einer unsichtbaren Zollgebühr.

Ohne diesen Schritt bleiben schnelle Lieferoptionen ein leeres Marketingversprechen, das an der Grenze scheitert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Same-Day-Delivery ist kein Produkt, sondern ein System aus Kosten, Prozessen und Kundenerwartungen, das aktiv gesteuert werden muss.
  • Die Rentabilität hängt weniger vom Lieferpreis ab als von der operativen Exzellenz: späte Cut-off-Zeiten, stadtnahe Lager und eine intelligente Tourenplanung.
  • Der anspruchsvolle Schweizer Kunde ist bereit, für Geschwindigkeit zu zahlen, erwartet aber im Gegenzug absolute Präzision, Transparenz und proaktive Kommunikation.

Termingerechte Zustellung in Zürich und Bern: Was Kunden heute wirklich erwarten?

In einem hochentwickelten E-Commerce-Markt wie der Schweiz, insbesondere in kaufkräftigen Städten wie Zürich und Bern, hat sich die Kundenerwartung längst von reiner Geschwindigkeit emanzipiert. Geschwindigkeit allein reicht nicht mehr aus. Kunden erwarten heute Präzision, Kontrolle und Transparenz. Das Angebot „Lieferung heute“ ist nur dann ein echter Mehrwert, wenn es dem Kunden die Sicherheit gibt, das Paket auch wirklich persönlich in Empfang nehmen zu können. Nichts ist frustrierender als eine verpasste Expresslieferung.

Die modernen Erwartungen lassen sich in drei Kernbereiche unterteilen:

  • Wählbare Zeitfenster: Statt einer vagen Ankündigung „zwischen 8 und 18 Uhr“ erwarten Kunden die Möglichkeit, ein enges Zeitfenster von ein bis zwei Stunden zu wählen, das zu ihrem Tagesablauf passt. Insbesondere die Abendstunden nach 18 Uhr sind hier am begehrtesten.
  • Live-Tracking: Die Möglichkeit, den Kurier auf einer Karte in Echtzeit zu verfolgen, ist vom Food-Delivery-Standard zur Erwartungshaltung für alle dringenden Lieferungen geworden. Es gibt dem Kunden die Kontrolle und reduziert die gefühlte Wartezeit.
  • Proaktive Kommunikation: Im Falle einer unvermeidbaren Verspätung erwarten Kunden eine sofortige und ehrliche Benachrichtigung per SMS oder Push-Nachricht, idealerweise mit einer aktualisierten Ankunftszeit. Stille ist in diesem Moment der grösste Servicefehler.

Diese qualitativen Aspekte des Liefererlebnisses sind es, die eine positive Kundenerfahrung ausmachen und die Loyalität fördern. Sie sind die „Software“ der Logistik, die die „Hardware“ (Geschwindigkeit, Fahrzeuge) erst wirklich wertvoll macht.

In einem Premium-Markt wie der Schweiz erwarten Kunden heute eine präzise Auswahl des Lieferzeitfensters, Live-Tracking des Kuriers und proaktive Kommunikation bei Verspätungen.

– notime.ch, SameDay by notime – Service Description

Die Erfüllung dieser Erwartungen ist der letzte, entscheidende Schritt. Um ein wirklich überzeugendes Angebot zu schaffen, müssen Sie das gesamte Liefererlebnis aus der Perspektive des Kunden betrachten.

Die Investition in eine nahtlose Customer Journey auf der letzten Meile zahlt sich durch höhere Zufriedenheit und stärkere Kundenbindung direkt aus.

Häufige Fragen zu Same-Day-Delivery in der Schweiz

Ab welchem Volumen lohnt sich Same-Day-Delivery?

Der Service ist bei den meisten Anbietern bereits ab einem Durchschnittsvolumen von etwa 5 Paketen pro Tag verfügbar und kann sich ab diesem Punkt wirtschaftlich rechnen, abhängig von Ihrer Marge und Preisstrategie.

Welche Zeitfenster sind für Kunden am attraktivsten?

Statistiken und Erfahrungen von Logistikern zeigen klar, dass die ideale Zustellzeit für Privatkunden zwischen 18:00 und 21:00 Uhr liegt. In diesem Zeitfenster ist die Wahrscheinlichkeit, den Empfänger zu Hause anzutreffen, am höchsten, was die Erfolgsquote der Erstzustellung maximiert.

Wie wichtig ist Nachhaltigkeit bei der Lieferung?

In urbanen Gebieten mit einem hohen Anteil an umweltbewussten Wählern und Kunden hat eine CO2-neutrale Lieferung per Velokurier oder E-Fahrzeug einen signifikant höheren wahrgenommenen Wert. Sie kann als wichtiges Differenzierungsmerkmal und als Rechtfertigung für einen Premium-Preis dienen.

Geschrieben von Urs Widmer, Senior Supply Chain Consultant mit Fokus auf Schweizer KMU und Kosteneffizienz. Eidg. dipl. Logistikleiter mit über 18 Jahren Erfahrung in der strategischen Beratung.