Veröffentlicht am März 11, 2024

Die Reduktion von Schwerlastunfällen hängt weniger von wiederholten Sicherheitsschulungen ab, als von einer rigorosen ingenieurtechnischen Analyse des gesamten Lastpfads.

  • Die statische Belastbarkeit von Böden und Regalen ist die oft übersehene, aber kritischste Schwachstelle im System.
  • Dynamische Kräfte im Transport, insbesondere im Schweizer Alpenraum, erfordern spezifische Sicherungsmethoden weit über dem Standard.

Empfehlung: Verlagern Sie als Sicherheitsbeauftragter den Fokus von der reinen Verhaltenskorrektur hin zur systemischen Prävention durch technische Validierung jedes einzelnen Prozessschrittes.

Ein kurzer Rempler eines Gabelstaplers an einem Regalständer. Eine unsichtbare Schwachstelle im Hallenboden unter einer tonnenschweren Maschine. Ein unpräzises Handzeichen an den Kranführer. Im Umgang mit Lasten über zwei Tonnen sind es oft diese scheinbar kleinen Details, die einen verheerenden Kaskadeneffekt auslösen können. Als Sicherheitsbeauftragter (SiBe) kennen Sie die üblichen Präventionsmassnahmen: regelmässige Mitarbeiterschulungen, das Tragen von persönlicher Schutzausrüstung und die ständige Mahnung zur Vorsicht.

Doch was, wenn der Kern des Problems nicht primär im menschlichen Verhalten liegt, sondern im System selbst verankert ist? Was, wenn die entscheidenden Risiken in den physikalischen Grenzen der Infrastruktur, der Komplexität der Ladungssicherung und den spezifischen Herausforderungen der Schweizer Topografie verborgen sind? Dieser Ansatz verlangt eine neue Perspektive: die des Sicherheitsingenieurs, der nicht nur das Verhalten steuert, sondern die physikalischen Kräfte beherrscht. Es geht darum, den gesamten „Lastpfad“ – vom Anheben über den internen Transport bis zur externen Verladung – als eine Kette zu betrachten, deren schwächstes Glied die Sicherheit des gesamten Betriebs bestimmt.

Dieser Leitfaden verzichtet bewusst auf die Wiederholung grundlegender Verhaltensregeln. Stattdessen konzentriert er sich auf die kritischen technischen und systemischen Schwachstellen, die in der Praxis die grössten Gefahren bergen. Wir tauchen tief in die Materie ein, von der statischen Prüfung Ihrer Böden nach SIA-Normen bis zur dynamischen Ladungssicherung für den Alpentransit. Ziel ist es, Ihnen als SiBe konkrete, prüfbare Kriterien und Werkzeuge an die Hand zu geben, um Risiken nicht nur zu managen, sondern sie von Grund auf zu eliminieren.

Die folgenden Abschnitte führen Sie durch die entscheidenden Phasen der Schwerlasthandhabung. Sie erhalten praxiserprobte Checklisten und Entscheidungshilfen, die speziell auf die anspruchsvollen Bedingungen in der Schweizer Logistik und Industrie zugeschnitten sind.

Ab welchen Dimensionen ist der Stapler ein Sicherheitsrisiko?

Ein Gabelstapler wird nicht pauschal ab einem bestimmten Gewicht zur Gefahr, sondern wenn eine Diskrepanz zwischen der Last, dem Gerät und den Betriebsbedingungen entsteht. Das Risiko beginnt dort, wo die physikalischen Grenzen überschritten werden. Der kritischste Faktor ist nicht das absolute Gewicht der Last, sondern die Position ihres Lastschwerpunktes. Je weiter dieser Schwerpunkt von der Gabelwurzel entfernt ist, desto geringer ist die tatsächliche Tragfähigkeit des Staplers – eine Tatsache, die oft unterschätzt wird und zu plötzlichem Kippen führen kann.

Das Traglastdiagramm, das an jedem Stapler angebracht sein muss, ist hierbei kein Richtwert, sondern eine absolute Grenze. Eine Überschreitung, auch nur für einen kurzen Moment, hebelt die gesamte Stabilitätsberechnung aus. Ein weiterer, oft vernachlässigter Risikofaktor sind die Lithium-Ionen-Akkus moderner Elektrostapler. Eine mechanische Beschädigung, etwa durch einen Anprall, kann zu einem schwer kontrollierbaren Thermal Runaway (thermisches Durchgehen) und somit zu einem Brand führen. Die Sicherheit hängt also nicht nur von der Last, sondern auch vom Energieträger ab.

Schliesslich wird die reine Dimension der Last zum direkten Sicherheitsrisiko, wenn sie die Sicht des Fahrers wesentlich einschränkt. Eine Sichtfeldeinschränkung von mehr als 30% gilt als kritisch und erfordert zwingend eine zweite Person als Einweiser oder den Einsatz technischer Hilfsmittel wie Kamerasysteme. Die grösste Gefahr ist oft nicht die Last selbst, sondern der Verlust der Wahrnehmung der Umgebung.

SUVA-Checkliste: Wann wird ein Stapler zum Risiko?

  1. Die Last überschreitet die Tragfähigkeit gemäss dem spezifischen Lastdiagramm, was ein sofortiges Kipprisiko darstellt.
  2. Der Lastschwerpunkt liegt mehr als 60 cm vor der Gabelrückseite, was die Kippgefahr exponentiell erhöht.
  3. Lithium-Ionen-Akkus bei Elektrostaplern sind beschädigt oder weisen Verformungen auf, was eine akute Brandgefahr bedeutet.
  4. Die Sicht des Fahrers ist durch die Last um mehr als 30 % eingeschränkt, was die Kollisionsgefahr massiv steigert.
  5. Die vorgeschriebene jährliche Sicherheitskontrolle durch eine ausgewiesene fachkundige Person wurde nicht fristgerecht durchgeführt.

Hält Ihr Hallenboden das neue Bearbeitungszentrum wirklich aus?

Diese Frage ist für einen SiBe von fundamentaler Bedeutung, denn der Boden ist das Fundament der gesamten Betriebssicherheit. Eine Fehleinschätzung seiner Tragfähigkeit kann katastrophale Folgen haben. Die Belastbarkeit eines Industriebodens wird nicht nur durch sein Material bestimmt, sondern vor allem durch die Art der Last, die auf ihn einwirkt. Während moderne Schwerlastlager bis zu 60 Tonnen Gesamtkapazität aufweisen können, hängt die Sicherheit von der korrekten Lastverteilung ab.

Der entscheidende Unterschied liegt zwischen Flächenlast und Punktlast. Eine Palette verteilt ihr Gewicht relativ gleichmässig auf eine grosse Fläche. Die Füsse einer schweren Maschine hingegen erzeugen extreme Punktlasten, die die Belastung pro Quadratzentimeter um ein Vielfaches erhöhen und den Beton an seine Grenzen bringen können. Ohne geeignete Massnahmen wie Lastverteilungsplatten kann dies zu Rissen, Absenkungen oder im schlimmsten Fall zum Durchbrechen des Bodens führen.

Visualisierung der Lastverteilung bei Schwerlastmaschinen auf Industrieböden

Die visuelle Darstellung zeigt, wie der Druck von einem einzelnen Maschinenfuss punktuell in den Boden geleitet wird. Ohne eine Verteilung dieser Kraft kann die lokale Belastung die strukturelle Integrität des Bodens gefährden. Für die Installation von Maschinen über 5 Tonnen ist daher eine statische Überprüfung des Bodens durch einen qualifizierten Bauingenieur nach den geltenden SIA-Normen (Normen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins) unerlässlich. Diese Prüfung berücksichtigt nicht nur die direkte Last, sondern auch dynamische Kräfte, die während des Betriebs der Maschine entstehen.

Die folgende Tabelle verdeutlicht die unterschiedlichen Belastungsarten und die notwendigen Massnahmen gemäss den in der Schweiz angewandten technischen Standards.

Lastverteilung: Punktlast vs. Flächenlast nach SIA-Normen
Lasttyp Belastung pro m² Kritischer Bereich Lösung
Flächenlast (Palette) 5-10 kN/m² Gesamtfläche Standardboden ausreichend
Punktlast (Maschinenfuss) 50-100 kN/m² Kontaktpunkte Lastverteilungsplatten nötig
Schwerlast (>50t) >100 kN/m² Gesamtstatik Statiker nach SIA-Norm erforderlich

Wie zurren Sie eine Turbine auf einem Container-Boden fest?

Die Sicherung einer tonnenschweren, forminstabilen Last wie einer Turbine ist eine ingenieurtechnische Disziplin, die keine Fehler verzeiht. Der Grundsatz lautet: Die Ladung muss zu einer Einheit mit dem Transportfahrzeug werden. Die primäre Methode hierfür ist der Formschluss. Das bedeutet, die Turbine sollte direkt an die stabilen Stirn- und Seitenwände des Containers angelegt werden, um Bewegungen in Fahrtrichtung von vornherein zu blockieren. Lücken müssen mit formstabilen Materialien wie Kanthölzern ausgefüllt werden.

Anschliessend erfolgt das Niederzurren. Hierbei ist die alleinige Verwendung von Zurrgurten oft unzureichend. Der entscheidende Faktor ist der Reibbeiwert (µ) zwischen Ladung und Ladefläche. Hochwertige Antirutschmatten sind hier keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Sie können den Reibbeiwert von ca. 0,2 (Stahl auf Stahl) auf 0,6 oder mehr erhöhen, was die erforderliche Vorspannkraft der Gurte drastisch reduziert und die Sicherung somit effektiver und sicherer macht.

Für Transporte in oder durch die Schweiz kommt ein entscheidender Faktor hinzu: der „Alpenfaktor“. Steile Gefälle, enge Kurvenradien und die Brems- und Beschleunigungskräfte am Berg multiplizieren die auf die Ladung wirkenden Kräfte. Eine Sicherung, die im Flachland ausreicht, kann in den Alpen versagen. Als Faustregel gilt, dass die Sicherungskräfte für den Alpentransit mindestens 1,5-mal so hoch bemessen sein müssen wie für eine Fahrt im Flachland. Dies ist nicht nur eine Empfehlung, sondern eine Anforderung, die bei Kontrollen durch die Schweizer Behörden streng geprüft wird. Ein detailliertes Zurrkraft-Protokoll ist daher für jeden Alpentransit unerlässlich.

Fallstudie: Die Tücken des Alpentransits

Im Jahr 2018 kippte eine Transportplattform mit einem 56 Meter langen Windturbinenblatt auf einer kurvigen Bergstrasse in Österreich. Dieser Vorfall verdeutlicht die enormen Zusatzkräfte, die beim Alpentransit wirken. Kurvenradien unter 50 Metern und Steigungen von über 12% vervielfachen die seitlichen und longitudinalen Kräfte auf die Ladung und ihre Sicherungsmittel. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer spezifischen, für die Route berechneten Ladungssicherung.

Warum Handzeichen beim Kranfahren lebenswichtig sind

In der lauten und oft hektischen Umgebung eines Lagers oder einer Baustelle ist verbale Kommunikation unzuverlässig und gefährlich. Schreie können missverstanden oder überhört werden. Standardisierte Handzeichen sind daher nicht nur eine Hilfe, sondern die einzige präzise und sichere Sprache zwischen dem Einweiser am Boden und dem Kranführer in der Kabine. Ihre Bedeutung ist lebenswichtig, da eine einzige Fehlinterpretation zu katastrophalen Unfällen führen kann, bei denen tonnenschwere Lasten unkontrolliert pendeln oder abstürzen.

Die Verbindlichkeit dieser Signale wird in der Schweiz durch die SUVA klar geregelt. Es ist entscheidend zu wissen, dass die in der Schweiz obligatorischen Handzeichen teilweise von internationalen Standards abweichen. Ein klassisches Beispiel ist das „Halt“-Signal: Während international oft eine flache Hand gezeigt wird, ist in der Schweiz eine geschlossene Faust das verbindliche Zeichen für „Stopp“. Alle am Kranbetrieb beteiligten Personen, vom Anschläger bis zum Kranführer, müssen auf denselben, SUVA-konformen Code geschult und zertifiziert sein.

Einweiser gibt standardisierte Handzeichen für Kranführer auf Schweizer Baustelle

Diese nonverbale Kommunikation erfordert höchste Konzentration und Disziplin von beiden Seiten. Der Einweiser ist das Auge des Kranführers am Boden. Er trägt die Verantwortung für die Einschätzung von Abständen, Hindernissen und die sichere Führung der Last. Der Kranführer wiederum muss jedem Signal des Einweisers bedingungslos Folge leisten. Es darf niemals eine Situation geben, in der der Kranführer eine Bewegung „auf gut Glück“ oder ohne klares Signal ausführt. Das Notfall-Signal (beide Arme über dem Kopf gekreuzt) ist universell und bedeutet sofortigen Stillstand aller Bewegungen.

Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Unterschiede, die jeder SiBe in der Schweiz kennen muss, um die Konformität und Sicherheit im Kranbetrieb zu gewährleisten.

SUVA-Standardhandzeichen vs. Internationale Signale
Signal SUVA-Standard International Anwendung Schweiz
Halt Faust geschlossen Flache Hand SUVA obligatorisch
Langsam Beide Hände bewegen Eine Hand kreisen SUVA empfohlen
Notfall Beide Arme gekreuzt Identisch Universal gültig

Panzerrollen und Heber: Wann lohnt sich Mieten statt Kaufen?

Die interne Verschiebung einer tonnenschweren Maschine ist eine Aufgabe, die spezielles Equipment wie Panzerrollen (auch Schwerlastfahrwerke genannt) und Hydraulikheber erfordert. Als SiBe stehen Sie oft vor der strategischen Entscheidung: Kaufen oder mieten? Diese Entscheidung sollte nicht nur auf finanziellen, sondern vor allem auf sicherheitstechnischen und haftungsrechtlichen Überlegungen basieren. Die Miete ist oft die sicherere und wirtschaftlichere Option, insbesondere bei seltenen oder aussergewöhnlich schweren Einsätzen.

Bei gemieteten Geräten trägt der Vermieter die Verantwortung für die technische Sicherheit und regelmässige Wartung. Das reduziert das Haftungsrisiko des Mieters erheblich.

– Thomas Müller, Fachexperte für Arbeitssicherheit, Emil Egger AG

Dieser Punkt ist juristisch entscheidend. Beim Kauf von eigenem Equipment liegt die volle Verantwortung für die Einhaltung der Wartungsintervalle, die Durchführung von Sicherheitsprüfungen (z.B. UVV-Prüfungen) und die korrekte Lagerung beim eigenen Unternehmen. Bei gemieteten Geräten von einem seriösen Anbieter erhalten Sie geprüftes, gewartetes und zertifiziertes Material. Das Haftungsrisiko im Falle eines Materialversagens verlagert sich somit grösstenteils auf den Vermieter.

Die Nutzungshäufigkeit ist ein weiterer wichtiger Faktor. Der Kauf von Schwerlast-Equipment, das nur wenige Male im Jahr zum Einsatz kommt, bindet nicht nur Kapital, sondern birgt auch das Risiko, dass die Mitarbeiter im Umgang damit nicht ausreichend routiniert sind. Mieten bietet hier den Vorteil, dass oft auch geschultes Bedienpersonal mitgebucht werden kann, was die Sicherheit des gesamten Vorgangs erhöht. Für Standardlasten und häufige Einsätze kann der Kauf hingegen sinnvoll sein, sofern eine eigene, qualifizierte Instandhaltungsabteilung vorhanden ist.

Die folgende Matrix bietet eine Entscheidungshilfe, die auf typischen Gegebenheiten in Schweizer KMU basiert und sowohl finanzielle als auch sicherheitsrelevante Aspekte berücksichtigt.

Entscheidungsmatrix: Miete vs. Kauf bei Schweizer KMU
Kriterium Miete empfohlen Kauf empfohlen
Nutzungshäufigkeit <6x pro Jahr >20x pro Jahr
Lastgewicht >10 Tonnen <5 Tonnen
Haftungsrisiko Hoch (Speziallasten) Niedrig (Standardlasten)
Wartungsaufwand Keine Kapazität Eigene Werkstatt
Budget <CHF 50’000 >CHF 100’000

Tiefbettauflieger oder Kesselbrücke: Welches Fahrzeug für Lasten über 50 Tonnen?

Beim externen Transport von Gütern über 50 Tonnen geht es nicht mehr nur um die Wahl eines „grossen Lastwagens“, sondern um die Auswahl eines hochspezialisierten Fahrzeugsystems, das exakt auf die Last und die Route zugeschnitten ist. Die beiden gängigsten Fahrzeugtypen für solche Aufgaben sind der Tiefbettauflieger und die Kesselbrücke. Die Wahl zwischen ihnen wird primär von der Höhe und Form der Ladung sowie den Durchfahrtshöhen auf der geplanten Strecke bestimmt.

Der Tiefbettauflieger zeichnet sich durch eine sehr niedrige Ladefläche zwischen dem Schwanenhals vorne und den Achsen hinten aus. Er ist ideal für hohe, aber kompakte Güter wie grosse Transformatoren, Generatoren oder Maschinenteile. Sein Hauptvorteil ist die Maximierung der zulässigen Transporthöhe, um kritische Unterführungen und Brücken passieren zu können. Die Kesselbrücke hingegen ist für extrem lange und schwere Güter wie riesige Kessel, Behälter oder eben Turbinenteile konzipiert. Die Last wird hier quasi zwischen zwei Fahrzeugmodulen „aufgehängt“, was eine bessere Gewichtsverteilung auf viele Achsen ermöglicht.

In der Schweiz ist die Planung eines solchen Transports ein komplexes Unterfangen, das weit über die reine Fahrzeugwahl hinausgeht. Jeder Transport, der die gesetzlichen Masse oder Gewichte überschreitet, benötigt eine Sonderbewilligung des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) sowie der durchfahrenen Kantone. Dieser Prozess kann mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen und erfordert eine minuziöse Planung.

Der ASTRA-Genehmigungsprozess in 5 Schritten

  1. Vorstudie: Exaktes Vermessen des Transportguts und detaillierte Rekognoszierung der geplanten Route (Dauer: 2-4 Wochen).
  2. ASTRA-Antrag: Einreichen des offiziellen Formulars A421 inklusive technischer Zeichnungen von Ladung und Fahrzeug (Dauer: 3-6 Wochen).
  3. Kantonale Bewilligungen: Einholen separater Genehmigungen von jedem einzelnen durchfahrenen Kanton (Dauer: 2-3 Wochen).
  4. Brückenstatik-Prüfung: Beauftragung von Ingenieuren zur Prüfung der statischen Belastbarkeit aller Brücken und Kunstbauten auf der Route (Dauer: 4-8 Wochen).
  5. Polizeibegleitung: Koordination des Transporttermins und der Begleitmassnahmen mit den kantonalen Polizeistellen (Dauer: 1 Woche).

Wie verhindern Sie, dass ein Stapler-Rempler das ganze Regal zum Einsturz bringt?

Ein Anprall eines Gabelstaplers an einem Regalständer ist einer der häufigsten und gefährlichsten Vorfälle in einem Lager. Allein die deutsche Unfallstatistik verzeichnete zehntausende solcher Vorfälle. Die DGUV Unfallstatistik 2021 weist 83’098 Arbeitsunfälle im Zusammenhang mit Lager- und Fördereinrichtungen aus. Die Gefahr liegt nicht im direkten Schaden am Regalständer selbst, sondern im potenziellen Kaskadeneffekt: Ein beschädigter Ständer verliert seine Tragfähigkeit, was zur Überlastung der benachbarten Ständer führt und im schlimmsten Fall das gesamte Regalsystem wie ein Kartenhaus zusammenbrechen lässt.

Die Prävention hat hier zwei Stufen: die passive und die aktive. Die passive Prävention ist die wirksamste: der Anfahrschutz. Robuste, im Boden verankerte Stahlpoller oder -planken in Signalfarben sind keine Dekoration, sondern eine essenzielle strukturelle Schutzmassnahme. Sie absorbieren die Aufprallenergie des Staplers, bevor diese den empfindlichen Regalständer erreichen kann. Gemäss der europäischen Norm EN 15635, die auch in der Schweiz Anwendung findet, ist ein solcher Schutz für die Eckbereiche von Regalanlagen zwingend vorgeschrieben.

Robuster Anfahrschutz an Regalständern verhindert Strukturschäden durch Staplerrempler

Die aktive Prävention ist der Notfallplan, der sofort nach einem Anprall in Kraft treten muss. Es ist absolut entscheidend, dass jeder Mitarbeiter weiss, wie er in einer solchen Situation zu reagieren hat. Ein beschädigter Regalständer darf unter keinen Umständen weiter belastet werden. Der betroffene Bereich muss sofort gesperrt und die Ladung in den angrenzenden Feldern entlastet werden, um den potenziellen Dominoeffekt zu unterbrechen. Die Beurteilung des Schadens und die Freigabe zur Reparatur oder Weiternutzung darf ausschliesslich durch eine hierfür qualifizierte, fachkundige Person erfolgen.

Notfallplan nach Regalanprall (gemäss SUVA / EN 15635)

  1. SOFORT: Der betroffene Regalgang muss komplett gesperrt und mit Absperrband oder anderen Mitteln eindeutig gesichert werden.
  2. Die benachbarten Regalfelder müssen unverzüglich (innerhalb von maximal 30 Minuten) entlastet werden, um die Last vom beschädigten Bereich zu nehmen.
  3. Der Schaden muss umgehend fotografisch für die interne Dokumentation und die Versicherungsmeldung festgehalten werden.
  4. Eine für die Prüfung von Regalanlagen qualifizierte, fachkundige Person muss zur Begutachtung des Schadens gerufen werden.
  5. Eine Reparatur darf nur durch einen zertifizierten Fachbetrieb mit Original-Ersatzteilen durchgeführt werden.
  6. Die Freigabe des Regals für die erneute Nutzung darf erst nach Vorliegen einer schriftlichen Unbedenklichkeitserklärung des Prüfers erfolgen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Systemische Sicherheit: Die Stabilität von Böden und Regalen ist die oft übersehene, aber kritischste Grundlage für den sicheren Umgang mit Schwerlasten.
  • Dynamische Kräfte beherrschen: Insbesondere im Alpentransit vervielfachen sich die Kräfte, was eine über den Standard hinausgehende Ladungssicherung nach VDI 2700 zwingend erforderlich macht.
  • Prävention statt Reaktion: Der wirksamste Schutz vor Unfällen ist die ingenieurtechnische Prävention (z.B. Anfahrschutz, Lastverteilungsplatten) und nicht die alleinige Verhaltensschulung.

Transportlösungen für Sperrgut in der Schweiz: Was tun, wenn Standardmasse nicht passen?

Wenn eine Last die Standardmasse von LKWs, Containern oder Bahnwaggons sprengt, beginnt die Disziplin der Spezialtransporte. In der Schweiz, mit ihrer anspruchsvollen Topografie, engen Tälern und unzähligen Brücken und Tunneln, ist dies eine besondere Herausforderung. Eine erfolgreiche Lösung erfordert oft einen kreativen, multimodalen Ansatz, bei dem verschiedene Transportmittel intelligent kombiniert werden, um die Stärken jedes Systems optimal zu nutzen und seine Schwächen zu umgehen.

Die Strasse ist meist der flexibelste Verkehrsträger, da sie einen Door-to-Door-Transport ermöglicht. Mit Spezialfahrzeugen wie Tiefbettaufliegern können Lasten bis zu 200 Tonnen bewegt werden. Die Grenzen sind hier jedoch schnell erreicht: limitierte Brückentraglasten, zu niedrige Tunnel oder zu enge Kurvenradien in den Bergen. Hier kommt die Schiene ins Spiel. SBB Cargo kann auf ihrem Netz Lasten bis zu 500 Tonnen transportieren, was den Strassenverkehr entlastet und viele topografische Hindernisse umgeht. Der Nachteil ist die Abhängigkeit von einem Gleisanschluss am Start- und Zielort.

Für die ganz schweren Fälle, insbesondere in der Region Basel, bietet der Rhein eine weitere Option. Binnenschiffe können Lasten von bis zu 1000 Tonnen transportieren. Am anderen Ende des Spektrums steht der Helikopter. Er ist die Ultima Ratio für den Transport von Lasten bis zu 5 Tonnen an extrem unzugängliche Orte, wie z.B. Baustellen im Hochgebirge. Diese Flexibilität hat jedoch ihren Preis und ist stark wetterabhängig.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Transportmodi für die Schweizer Sperrgut-Logistik zusammen, um Ihnen eine erste Orientierung für die Planung zu geben.

Transportmodi für Schweizer Sperrgut-Logistik
Transportmodus Max. Gewicht Vorteile Einschränkungen
Strasse Bis 200t Flexibel, door-to-door Brückenlimits, Tunnelhöhen
SBB Cargo Schiene Bis 500t Grosse Lasten, wenig Strassennutzung Bahnhof-Anbindung nötig
Binnenschiff (Rhein) Bis 1000t Sehr schwere Lasten Nur Basel-Region
Helikopter Bis 5t Unzugängliche Orte Sehr teuer, wetterabhängig

Um die beste Transportstrategie zu entwickeln, ist ein tiefes Verständnis der verfügbaren Transportlösungen für Sperrgut in der Schweiz entscheidend.

Die sichere Handhabung von Schwerlasten ist somit eine Kette von präzisen, technisch fundierten Entscheidungen. Von der statischen Analyse Ihrer Lagerinfrastruktur über die dynamische Sicherung der Ladung bis zur Wahl des optimalen Transportmittels – jeder Schritt erfordert eine ingenieurtechnische Perspektive. Der nächste logische Schritt für jeden Sicherheitsbeauftragten ist daher die Etablierung eines standardisierten Evaluationsprozesses für jeden ausserordentlichen Lasten-Transport, um Risiken systematisch zu identifizieren und zu eliminieren, bevor sie zu einer Gefahr werden.

Geschrieben von Thomas Pfister, Ingenieur für Intralogistik und Lagerautomatisierung. Experte für Lagerprozesse, Verpackungstechnik und Sicherheit.