Veröffentlicht am April 11, 2024

Für Schweizer Importeure ist die wahre Herausforderung der Seefracht nicht der Ozean, sondern die letzten Kilometer auf dem Rhein und die unsichtbaren Kosten im Kleingedruckten.

  • Die Wahl des richtigen Incoterms (FCA statt FOB/EXW) ist der grösste Hebel, um die Kontrolle zu behalten und unkalkulierbare Gebühren im Ausland zu vermeiden.
  • Das Binnenschiff ist auf der Strecke Rotterdam-Basel nicht nur ökologischer, sondern oft auch kostengünstiger als die Bahn, birgt aber das Risiko von Niedrigwasser.

Empfehlung: Konzentrieren Sie sich weniger auf den reinen Seefrachtpreis und mehr auf die strategische Steuerung der gesamten Lieferkette, insbesondere durch die Wahl des passenden Incoterms und eines erfahrenen Schweizer Spediteurs.

Jeder, der am Rheinufer in Basel steht, kennt das Bild: Langsam und stetig schieben sich die Containerschiffe flussaufwärts, beladen mit Waren aus aller Welt. Für einen Schweizer Importeur, der auf eine Lieferung aus Asien wartet, ist dieser Anblick das Ende einer langen Reise. Die üblichen Ratschläge zur Optimierung der Seefracht sind schnell gegeben: Holen Sie mehrere Offerten ein, vergleichen Sie die Laufzeiten. Doch wer täglich hier im Hafen arbeitet, weiss, dass dies nur an der Oberfläche kratzt. Die wahren Herausforderungen und Kostenfallen lauern nicht auf dem offenen Meer, sondern in den Details der Binnenlogistik und den Klauseln der Frachtverträge.

Die meisten internationalen Logistik-Guides behandeln die Schweiz wie jedes andere Binnenland. Sie übersehen die einzigartigen Gegebenheiten des Rheins, die Tücken der Zollabfertigung an der Grenze und die juristische Macht, die in einem unscheinbaren Dokument wie dem Bill of Lading steckt. Was passiert, wenn Niedrigwasser den Rhein wochenlang unpassierbar macht? Warum kann die vermeintlich günstigste Lieferklausel „Ab Werk“ (EXW) am Ende doppelt so teuer werden? Und wieso ist das Wissen um die korrekte Palettenhöhe für einen High-Cube-Container entscheidend, um auf Schweizer Strassen keine bösen Überraschungen zu erleben?

Doch was, wenn der Schlüssel zu einer erfolgreichen Importstrategie nicht darin liegt, jeden einzelnen Kostenpunkt zu jagen, sondern die Kontrolle über die entscheidenden „unsichtbaren Hebel“ der Lieferkette zu gewinnen? Dieser Artikel ist Ihr Blick hinter die Kulissen der Rheinhäfen. Als Experte, der den Puls dieses logistischen Herzens der Schweiz täglich fühlt, zeige ich Ihnen die strategischen Entscheidungen auf, die wirklich einen Unterschied machen. Wir werden nicht nur die Route eines Containers nachzeichnen, sondern die kritischen Weichenstellungen beleuchten, die über Gewinn und Verlust entscheiden.

Dieser Leitfaden ist speziell für Schweizer Importeure konzipiert und führt Sie durch die entscheidenden Phasen und Fallstricke des Container-Imports via Basel. Von der Wahl des Transportmittels ab dem Seehafen bis zur finalen Zollabfertigung werden wir die strategischen Aspekte beleuchten, die Ihnen die Kontrolle über Ihre Lieferkette sichern.

Warum ist das Binnenschiff ab Rotterdam oft günstiger und ökologischer als die Bahn?

Wenn Ihr Container in Rotterdam oder Antwerpen anlandet, steht die erste grosse Entscheidung für die „letzte Meile“ in die Schweiz an: Binnenschiff oder Bahn? Intuitiv erscheint die Bahn schneller und moderner. Doch aus der Perspektive der Basler Häfen ist das Binnenschiff für den Standardtransport fast immer die strategisch klügere Wahl. Der Grund liegt in der unschlagbaren Effizienz und den geringeren externen Kosten. Ein Binnenschiff transportiert eine Tonne Fracht mit nur fünf Litern Treibstoff über eine beeindruckende Distanz von 500 Kilometern. Die Bahn schafft im Vergleich dazu nur 333 Kilometer.

Diese Effizienz schlägt sich direkt in den Kosten nieder. Swissterminal, einer der grossen Player hier in Basel, betreibt zwei wöchentliche Rundläufe nach Rotterdam und Antwerpen. Mit einer Kapazität von bis zu 96 TEU (20-Fuss-Container-Äquivalente) pro Schiff und oft bis zu vier Tagen kostenloser Lagerzeit im Terminal profitieren Importeure von einem Puffer, den die Bahn nicht bietet. Der Transport per Schiene ist getaktet und unflexibler. Jede Verzögerung bei der Zollabfertigung oder beim Weitertransport führt schnell zu teuren Standgeldern.

Ökologisch ist der Vorteil noch deutlicher. Die CO2-Bilanz des Binnenschiffs ist unübertroffen, was für Unternehmen mit Nachhaltigkeitszielen ein immer wichtigeres Argument wird. Doch es gibt einen entscheidenden Haken, den jeder erfahrene Importeur kennt: das Nadelöhr Rhein. In trockenen Sommern oder kalten Wintern kann Niedrigwasser die Transportkapazität drastisch reduzieren oder die Schifffahrt ganz zum Erliegen bringen. Dann müssen Container teuer auf die Bahn oder LKW umgeladen werden. Ein guter Spediteur plant daher immer mit diesem Risiko und hat alternative Routen in der Hinterhand.

Das Bill of Lading: Warum dieses Papier wertvoller ist als die Ware selbst

Unter allen Dokumenten, die Ihre Seefracht begleiten, gibt es keines, das so kritisch ist wie das Bill of Lading (B/L), auf Deutsch Konnossement. Ein Anfängerfehler ist es, das B/L als blosse Transportquittung zu betrachten. In Wahrheit ist es ein Wertpapier. Wer das Original-B/L besitzt, dem gehört die Ware. Es ist der Schlüssel zum Container. Geht dieses Dokument verloren oder enthält es Fehler, kann Ihre Ware wochenlang im Hafen blockiert sein, auch wenn sie bereits bezahlt ist. Für den Schweizer Importeur ist die korrekte Handhabung des B/L daher von existenzieller Bedeutung, insbesondere wenn die Zahlung per Akkreditiv über eine Schweizer Bank läuft.

Traditionell werden drei Originaldokumente per Kurier um die halbe Welt geschickt – ein langsamer, teurer und unsicherer Prozess. Die Zukunft gehört daher dem elektronischen Bill of Lading (e-B/L). Verschiedene Plattformen, die von den grossen P&I Clubs (den Haftpflichtversicherern der Reeder) anerkannt sind, ermöglichen einen sicheren und sofortigen digitalen Transfer des Eigentums. Dies beschleunigt nicht nur die Freigabe der Ware in Basel erheblich, sondern eliminiert auch das Risiko des physischen Verlusts. Für einen Schweizer Importeur, der auf Just-in-Time-Lieferungen angewiesen ist, ist der Umstieg auf e-B/L-fähige Spediteure ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Moderne digitale Dokumentenverarbeitung für internationale Handelstransaktionen

Die Umstellung von Papier auf digitale Prozesse, wie das Schema oben andeutet, ist der grösste Effizienzsprung in der modernen Logistik. Die Wahl eines Spediteurs, der Systeme wie Bolero oder essDOCS unterstützt, zeigt dessen zukunftsorientierte Ausrichtung. Bestehen Sie darauf, die Möglichkeiten des e-B/L zu nutzen, um Ihre Lieferkette sicherer und schneller zu machen. Es ist ein unsichtbarer Hebel, der immense Auswirkungen hat.

Wie viele Tage Puffer müssen Sie für die Strecke Shanghai-Basel wirklich einplanen?

Die häufigste Frage, die mir gestellt wird, lautet: „Wann kommt mein Container an?“ Die Antwort ist komplexer als viele denken. Eine reine Google-Suche liefert oft nur die Transitzeit auf See, beispielsweise 35 Tage von Shanghai nach Rotterdam. Doch für einen Schweizer Importeur ist das nur die halbe Wahrheit. Die Gesamtlaufzeit bis zu Ihrem Lager in Zürich oder Genf ist eine Kette von Variablen, die alle Puffer benötigen. Offizielle Schätzungen für die reine Seefracht in die Schweiz können zwischen 11 und 45 Tagen variieren, je nach Abgangshafen und Route.

Die wahre Kalkulation beginnt erst, wenn der Container den europäischen Seehafen erreicht. Hier ist eine realistische Aufschlüsselung der Pufferzeiten, die Sie einplanen müssen:

  • Umschlag im Seehafen (z.B. Rotterdam): 2-4 Tage. In Stosszeiten oder bei Streiks kann dies auch länger dauern.
  • Binnenschifffahrt Rotterdam-Basel: Mindestens 5 Tage reine Fahrzeit für den Import. Dies ist der offizielle Wert von Anbietern wie Contargo.
  • Puffer für Niedrigwasser am Rhein: In den Sommermonaten (Juli-September) sollten Sie mindestens 3-5 zusätzliche Tage einplanen. Bei extremem Niedrigwasser kann es zu wochenlangen Verzögerungen kommen.
  • Zollabfertigung in Basel: 1-3 Tage. Wenn die Dokumente (insbesondere der Präferenznachweis) nicht korrekt sind, kann die Ware hier blockiert werden.
  • Finaler LKW-Transport (z.B. nach Bern): 1 Tag.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Zu den 35 Tagen auf See sollten Sie realistisch mindestens 12-18 zusätzliche Tage einplanen, um auf der sicheren Seite zu sein. Ein guter Spediteur wird Ihnen keine geschönten Laufzeiten präsentieren, sondern eine transparente Kalkulation inklusive dieser Puffer vorlegen. Kommunikation ist alles: Wenn Ihr Spediteur Sie proaktiv über eine mögliche Niedrigwasser-Situation informiert, können Sie Ihre Produktion und Kunden entsprechend planen.

High Cube oder Standard: Welcher Container passt für Ihre Paletten-Höhe?

Die Wahl des richtigen Containertyps scheint trivial, doch für den Import in die Schweiz birgt sie eine spezifische Falle: die maximale Fahrzeughöhe von 4,00 Metern auf Schweizer Strassen. Ein 40-Fuss-High-Cube-Container (HC) bietet mit 2,70 Metern Innenhöhe rund 30 cm mehr Platz als ein Standardcontainer. Dies ermöglicht oft, eine dritte Lage leichter Waren zu stapeln oder höhere Paletten zu verladen. Auf See und auf dem Binnenschiff ist das kein Problem. Doch auf dem LKW für den finalen Transport ab Basel kann es kritisch werden.

Ein LKW-Chassis hat eine bestimmte Höhe. Zusammen mit einem HC-Container kann die Gesamthöhe schnell die erlaubten 4,00 Meter überschreiten. Dies erfordert entweder ein spezielles, tiefergelegtes Chassis (was teurer ist und nicht immer sofort verfügbar ist) oder eine kostspielige Sondergenehmigung. Viele Importeure erleben hier eine böse Überraschung in Form von Zusatzkosten und Verzögerungen. Daher gilt die Faustregel: Wenn Ihre Ware nicht zwingend die zusätzliche Höhe benötigt, ist ein 40-Fuss-Standardcontainer oft die sicherere und günstigere Wahl für den Weitertransport in der Schweiz.

Fallbeispiel: Optimale Palettenstauung für Schweizer KMU

Der Schweizer Spediteur Streck Transport AG zeigt, wie sich auch ohne HC-Container die Ladekapazität maximieren lässt. Für Euro-Paletten (120×80 cm) empfehlen sie die sogenannte „Pinwheeling“-Methode, bei der Paletten abwechselnd längs und quer gestaut werden. Dadurch können in einem 40-Fuss-Standardcontainer bis zu 25 Euro-Paletten platziert werden, was die Frachtkosten pro Einheit für Schweizer KMU deutlich senkt und das Problem der Fahrzeughöhe von vornherein vermeidet.

Bevor Sie sich also vom Mehrvolumen eines High-Cube-Containers verleiten lassen, klären Sie die Machbarkeit und die Kosten für den finalen Strassentransport mit Ihrem Spediteur ab.

Die folgende Tabelle eines Schweizer Anbieters zeigt die wichtigsten Unterschiede und den kritischen Punkt für den Schweizer Strassentransport auf. Sie verdeutlicht, warum die Wahl des Containers eine strategische Entscheidung ist, die weit über das reine Ladevolumen hinausgeht.

Containertypen-Vergleich für Schweizer Strassentransport
Container-Typ Innenhöhe Palettenlagen Schweizer Strassenzulassung
20′ Standard 2,39 m Max. 2 Euro-Paletten übereinander Problemlos
40′ Standard 2,39 m Max. 2 Euro-Paletten übereinander Problemlos
40′ High Cube 2,70 m Bis 3 Lagen möglich Achtung: Max. Fahrzeughöhe 4,00 m

Container-Rain: Wie verhindern Sie Schimmelbildung bei 4 Wochen auf See?

Eines der grössten Risiken bei der Seefracht ist unsichtbar und entsteht im Inneren des Containers: die Kondensation. Ein Container, der im warmen, feuchten Klima Asiens beladen und dann durch kältere Gewässer transportiert wird, durchlebt extreme Temperaturschwankungen. Die Feuchtigkeit in der Luft, in der Ware und in den Holzpaletten kondensiert an den kalten Decken und Wänden des Containers. Dieses Wasser tropft dann auf Ihre Ladung – ein Phänomen, das wir „Container-Rain“ nennen. Die Folgen sind verheerend: Schimmel auf Textilien, Korrosion an Metallteilen, aufgeweichte Kartonagen und ruinierte Waren. Für hochwertige Schweizer Importe wie Uhrenteile, Pharmazeutika oder Designermöbel ist dies ein inakzeptables Risiko.

Die gute Nachricht ist, dass sich dieses Problem mit präventiven Massnahmen wirksam bekämpfen lässt. Der Standard-Schutz allein reicht oft nicht aus. Es braucht eine auf die Ware abgestimmte Strategie. Die Basis ist immer die Verwendung von Trockenmitteln (Desiccants). Diese Beutel, gefüllt mit Silicagel oder Kalziumchlorid, absorbieren ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit und binden sie sicher. Die Menge und Platzierung sind entscheidend und hängen von der Art der Ladung und der erwarteten Transitzeit ab.

Makroaufnahme von Trockenmittelbeuteln und Kondensationsschutz im Container

Neben Trockenmitteln gibt es weitere Schutzebenen. Ein sogenannter „Container-Inliner“, eine Art grosse Plastiktüte, die den gesamten Innenraum auskleidet, bietet eine exzellente Barriere. Für besonders empfindliche Güter ist eine Vakuumverpackung der einzelnen Paletten oder Kisten in Folie mit integrierten Trockenmittelbeuteln der Goldstandard. Sprechen Sie diese Massnahmen proaktiv mit Ihrem Lieferanten und Spediteur ab. Die Investition in einen angemessenen Feuchtigkeitsschutz ist minimal im Vergleich zu den Kosten einer beschädigten oder komplett verlorenen Sendung.

Ihr Aktionsplan zum Schutz vor Feuchtigkeit

  1. Textilien & Bekleidung: Planen Sie 50-100 Gramm Trockenmittel pro Kubikmeter Ladung ein. Lassen Sie die Ware zusätzlich in Schrumpffolie verpacken, um direkten Kontakt mit eventueller Kondensation zu verhindern.
  2. Möbel & Holzerzeugnisse: Erhöhen Sie die Menge auf 100-150 Gramm Trockenmittel pro Kubikmeter. Ein Container-Inliner wird dringend empfohlen, um die Ware komplett zu isolieren.
  3. Uhrenteile & Elektronik: Hier ist maximaler Schutz geboten. Setzen Sie auf Vakuumverpackung der Einzelteile oder Kisten und verwenden Sie zusätzlich 150 Gramm Trockenmittel pro Kubikmeter im Container.
  4. Lebensmittel & Pharma: Bei temperaturempfindlichen und feuchtigkeitssensiblen Produkten ist ein temperaturgeführter Reefer-Container oft die einzig sichere Lösung, auch wenn das Produkt keine Kühlung benötigt.
  5. Generelle Basis: Bestehen Sie darauf, dass Ihre Ware auf kunststoffummantelten Paletten statt auf reinen Holzpaletten verladen wird, um die Aufnahme von Bodenfeuchtigkeit zu reduzieren.

Warum FOB für Container ungeeignet ist und Sie lieber FCA nutzen sollten

Bei den Incoterms machen Schweizer Importeure oft einen gravierenden Fehler: Sie einigen sich mit ihrem Lieferanten in Asien auf die Klausel FOB (Free On Board). Das klingt vertraut und fair, ist aber für den Containerverkehr denkbar ungeeignet und birgt erhebliche Risiken. Bei FOB geht die Gefahr für die Ware erst dann vom Verkäufer auf den Käufer über, wenn der Container physisch an Bord des Schiffes gehoben wird. Das Problem: Als Importeur haben Sie keinerlei Kontrolle über den Verladeprozess im Hafen. Der Verkäufer beauftragt und bezahlt den Transport zum Hafen und den Umschlag. Kommt es hier zu Schäden oder Verzögerungen, stecken Sie in einer komplizierten Haftungsfalle, oft mit Parteien, die Sie nicht selbst gewählt haben.

Die Incoterms 2020 empfehlen daher für den Containerverkehr explizit die Klausel FCA (Free Carrier). Bei FCA geht das Risiko bereits dann auf Sie als Käufer über, wenn der Verkäufer die Ware an den von Ihnen benannten Frachtführer (Ihren Schweizer Spediteur oder dessen Partner) an einem vereinbarten Ort (z.B. dem Werk des Verkäufers oder einem Terminal) übergibt. Der entscheidende Vorteil: Sie haben von Anfang an die Kontrolle. Sie beauftragen Ihren vertrauenswürdigen Schweizer Spediteur mit der Organisation der gesamten Kette ab diesem Punkt. Er kümmert sich um den Transport zum Hafen, die Exportabfertigung und die Seefracht. Sie haben einen einzigen Ansprechpartner und die volle Kostenkontrolle über den teuersten Teil der Reise.

Wie die Swiss International Freight Association (SPEDLOGSWISS) in ihrem Leitfaden betont, ist die Kontrolle der entscheidende Faktor. Es geht nicht nur um den Preis, sondern um das Management von Risiko und Verantwortung.

FCA gibt dem Schweizer Käufer die volle Kontrolle über die Hauptfracht. Er kann seinen vertrauenswürdigen Schweizer Spediteur beauftragen und bessere Raten aushandeln.

– Swiss International Freight Association, SPEDLOGSWISS Incoterms Guide 2024

Überzeugen Sie Ihren Lieferanten von der Umstellung von FOB auf FCA. Argumentieren Sie mit den klareren Verantwortlichkeiten und der Effizienz. Ein guter Lieferant wird dies verstehen, da es auch für ihn den Prozess vereinfacht. Es ist einer der wichtigsten Hebel, um Ihre Importe professionell zu steuern und böse Überraschungen zu vermeiden.

EUR.1 oder Ursprungserklärung: Wie Sie Zollabgaben legal auf Null reduzieren

Wenn Ihre Ware in Basel ankommt, steht die Zollabfertigung durch das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) an. Hier entscheidet sich, wie hoch die Einfuhrabgaben ausfallen. Dank der Freihandelsabkommen der Schweiz mit vielen Ländern (u.a. mit der EU und China) können diese Zölle oft massiv reduziert oder sogar komplett eliminiert werden. Die potenzielle Ersparnis kann bei korrekter Anwendung bis zu 100% der normalen Zollansätze betragen. Der Schlüssel dazu ist ein gültiger Präferenznachweis, der belegt, dass Ihre Ware im Ursprungsland gemäss den Regeln des jeweiligen Abkommens hergestellt wurde.

Die zwei gängigsten Formen dieses Nachweises sind die Warenverkehrsbescheinigung EUR.1 und die Ursprungserklärung auf der Rechnung. Die EUR.1 ist ein offizielles Formular, das vom Exporteur bei seiner Zollbehörde beantragt und gestempelt werden muss. Dies ist oft umständlich und fehleranfällig. Eine fehlende Unterschrift, eine ungenaue Warenbeschreibung oder die versehentliche Aufführung nicht-ursprungsberechtigter Ware auf dem Dokument führen unweigerlich zur Ablehnung durch den Schweizer Zoll und zur Erhebung des vollen Zollsatzes.

Wesentlich einfacher und effizienter ist die Ursprungserklärung. Unternehmen, die regelmässig exportieren, können bei ihrer Zollbehörde den Status eines „Ermächtigten Ausführers“ beantragen. Dieser Status erlaubt es ihnen, einen standardisierten Satz über den Ursprung der Ware direkt auf die Handelsrechnung zu drucken. Für den Schweizer Importeur ist dies der Idealfall: Kein separates Dokument, das verloren gehen kann, und ein schnellerer, reibungsloserer Verzollungsprozess in Basel. Klären Sie mit Ihrem Lieferanten ab, ob er ein „Ermächtigter Ausführer“ ist. Falls nicht, ermutigen Sie ihn, diesen Status zu beantragen. Es ist ein Effizienzgewinn für beide Seiten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wahl des richtigen Incoterms (FCA statt EXW/FOB) ist der stärkste Hebel zur Kosten- und Risikokontrolle für Schweizer Importeure.
  • Das Binnenschiff ist ab den Seehäfen nach Basel meist die wirtschaftlichste und ökologischste Option, erfordert aber eine Pufferplanung für Niedrigwasser.
  • Proaktiver Feuchtigkeitsschutz und die korrekte Handhabung von Präferenznachweisen sind keine optionalen Extras, sondern essenzielle Bestandteile einer professionellen Importstrategie.

Incoterms 2020 für Schweizer Einkäufer: Warum EXW oft teurer ist als DAP?

Für viele unerfahrene Importeure klingt die Klausel EXW (Ex Works / Ab Werk) verlockend einfach: Man kauft die Ware direkt ab der Fabrik des Lieferanten und kümmert sich um den Rest. Man geht davon aus, so die volle Kostenkontrolle zu haben. Aus der Praxis hier im Hafen kann ich Ihnen sagen: EXW ist oft die teuerste und riskanteste aller Optionen. Der Grund liegt in den unkalkulierbaren lokalen Kosten im Ursprungsland. Bei EXW sind Sie als Käufer für alles verantwortlich: die Verladung auf den LKW, die Export-Zollanmeldung im Ausland, alle lokalen Hafengebühren (THC – Terminal Handling Charges) und eventuelle unvorhergesehene Kontrollen. Ihr Schweizer Spediteur hat oft nur begrenzten Einfluss auf diese Kosten, die von lokalen Agenten und Behörden erhoben werden.

Am anderen Ende des Spektrums steht DAP (Delivered At Place / Geliefert benannter Ort). Hier organisiert der Verkäufer den gesamten Transport bis zu Ihrem Lager in der Schweiz. Sie sind nur noch für die Einfuhrverzollung (Zoll und MwSt.) verantwortlich. Dies bietet maximale Bequemlichkeit und Kostenklarheit, ist aber in der Regel die teuerste Variante, da der Verkäufer für dieses „Sorglos-Paket“ eine grosszügige Marge auf die Transportkosten aufschlägt und Sie keine Kontrolle über die Wahl des Spediteurs haben.

Die strategisch klügste Wahl für die meisten Schweizer KMU liegt, wie bereits erwähnt, in der Mitte: FCA (Free Carrier). Mit FCA übergeben Sie die Kontrolle an Ihren vertrauenswürdigen Schweizer Spediteur, sobald die Ware das Werk des Lieferanten verlassen hat. Sie umgehen die Kostenfalle der lokalen Gebühren bei EXW, behalten aber die volle Kontrolle und Kostentransparenz über den teuren Hauptlauf – ein perfekter Kompromiss aus Kontrolle, Risiko und Kosten, wie der Vergleich zeigt.

Kostenvergleich EXW vs. DAP für Schweizer Importeure
Incoterm Verantwortung Käufer Versteckte Kosten Risiko
EXW Alles ab Werk Export-Zoll, lokale Gebühren, THC Hoch, unkalkulierbar
FCA Ab Übergabe Frachtführer Hauptfracht kontrollierbar Mittel, gut planbar
DAP Nur Einfuhrzoll + MwSt Keine (Pauschalpreis) Niedrig, aber teurer

Ihre Wahl des Incoterms definiert Ihre Rolle in der Lieferkette. Eine bewusste Entscheidung zwischen den verschiedenen Klauseln ist der Grundstein für einen planbaren und profitablen Import.

Um Ihre Importstrategie auf eine solide Basis zu stellen, analysieren Sie Ihre bisherigen Lieferungen kritisch. Sprechen Sie mit Ihrem Schweizer Spediteur und evaluieren Sie, ob ein Wechsel des Incoterms bei Ihrer nächsten Bestellung nicht nur Kosten spart, sondern Ihnen vor allem die Kontrolle zurückgibt, die für eine professionelle Steuerung Ihrer Lieferkette unerlässlich ist.

Häufig gestellte Fragen zu Präferenznachweisen für den Schweizer Zoll

Welche Fehler führen zur Ablehnung durch das BAZG?

Die häufigsten Gründe für eine Ablehnung eines Präferenznachweises durch das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) sind eine fehlende oder ungültige Unterschrift, eine Warenbeschreibung, die nicht mit der Handelsrechnung übereinstimmt, oder die Aufführung von nicht-ursprungsberechtigter Ware auf dem Dokument.

Was ist der Vorteil eines ‚Ermächtigten Ausführers‘?

Ein „Ermächtigter Ausführer“ ist ein vom Zoll geprüftes Unternehmen, das berechtigt ist, eine Ursprungserklärung direkt auf die Rechnung zu drucken. Dies macht das separate, oft umständliche EUR.1-Formular überflüssig und beschleunigt den Verzollungsprozess erheblich.

Wann lohnt sich der Aufwand für Präferenznachweise nicht?

Der administrative Aufwand für die Beschaffung eines Präferenznachweises lohnt sich in der Regel nicht bei Kleinsendungen mit einem Warenwert unter CHF 10’000 (je nach Abkommen) oder wenn die Ware ohnehin einem sehr niedrigen Zollsatz von unter 2% unterliegt. In diesen Fällen können die Kosten für die Beschaffung des Dokuments die Zollersparnis übersteigen.

Geschrieben von Marco Zürcher, Spezialist für Luft- und Seefracht sowie intermodale Verkehre. Fokus auf globale Lieferketten und Hafenlogistik.