
Die Belieferung von Schweizer Randregionen ist kein simples Kostenproblem, sondern das Ergebnis eines komplexen Logistiksystems, dessen Verständnis entscheidend für Ihren Erfolg ist.
- Die Transportkosten in Berggebiete sind nicht nur durch die Topografie, sondern durch eine Kette von Faktoren wie LSVA, Fahrzeugverschleiss und die Notwendigkeit spezialisierter Infrastruktur auf der letzten Meile bedingt.
- Flächendeckung wird erst durch «Systemverkehre» möglich, in denen nationale und lokale Spediteure kooperieren, um Sendungen effizient zu bündeln und zu verteilen.
Empfehlung: Wählen Sie Ihren Logistikpartner nicht nur nach dem Preis, sondern bewerten Sie dessen Netzwerk, die Fähigkeit zur Bewältigung von Störungen und die lokale Expertise in Ihrer Zielregion.
Als Produzent in einem malerischen Bündner Tal kennen Sie die Herausforderung nur zu gut: Ihre Produkte sind erstklassig, doch wie gelangen sie zuverlässig und kosteneffizient zu Ihren Kunden im Zürcher Unterland oder in der Genferseeregion? Die landläufige Meinung ist oft simpel: «Transport in die Berge ist halt teuer.» Man spricht über steile Strassen, Winterbedingungen und das Offensichtliche. Doch diese Sichtweise kratzt nur an der Oberfläche und lässt Sie mit der reinen Kostenlast allein.
Die wahre Komplexität – und damit auch das Potenzial für strategische Optimierung – liegt in den unsichtbaren Mechanismen, die den Güterverkehr in den Randregionen erst ermöglichen. Es geht um das Zusammenspiel von nationalen Hubs und lokalen Spezialisten, um die intelligente Bündelung von Warenströmen und um das wertvolle, oft unterschätzte Wissen der Fahrer vor Ort. Wer die Logistik nur als Kostenfaktor betrachtet, verpasst die Chance, sie als entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu nutzen.
Aber was, wenn die entscheidende Frage nicht lautet «Wie kann ich Kosten sparen?», sondern «Wie funktioniert das System wirklich und wie kann ich es optimal für mich nutzen?». Dieser Artikel entschlüsselt das Rätsel der Schweizer Randregionen-Logistik. Wir tauchen tief in die Funktionsweise von Transportnetzwerken ein, analysieren die wahren Kostentreiber und zeigen auf, wie Sie durch das Verständnis dieser Zusammenhänge die richtige strategische Entscheidung für Ihr Unternehmen treffen. Denn eine stabile Lieferkette ist das Fundament für Ihren nationalen Erfolg.
Um diese komplexe Thematik zu beleuchten, gliedert sich dieser Beitrag in mehrere Schlüsselbereiche. Von den spezifischen Kostenfaktoren in alpinen Regionen über die Funktionsweise von Kooperationsnetzwerken bis hin zur strategischen Wahl zwischen einem Zentrallager und regionalen Hubs – wir bieten Ihnen einen umfassenden Einblick.
Inhaltsverzeichnis: Die Funktionsweise der Schweizer Randregionen-Logistik
- Warum der Transport ins Engadin 30% teurer ist als im Mittelland
- Systemverkehr: Warum Kooperationen für die Flächendeckung unerlässlich sind
- Welche LKW-Typen kommen im Winter überhaupt noch nach Arosa hoch?
- Täglich oder wöchentlich: Wie oft werden Randgebiete realistisch angefahren?
- Lawinen und Muren: Wie sichern Netzwerke die Versorgung bei Strassensperren?
- Warum kennt ein lokaler Spediteur die Schleichwege, die das Navi ignoriert?
- Ein Zentrallager oder 5 Regionalhubs: Was gewinnt im Kosten-Nutzen-Check?
- Schweizer Spediteure vs. internationale Riesen: Wen sollten Sie für den Inlandsverkehr wählen?
Warum der Transport ins Engadin 30% teurer ist als im Mittelland
Die höheren Kosten für Transporte in alpine Regionen wie das Engadin sind weit mehr als nur ein «Bergzuschlag». Sie setzen sich aus einer Kette von spezifischen, messbaren Faktoren zusammen. An erster Stelle stehen die direkten Betriebskosten. Steile Anstiege und enge Kurven führen zu einem signifikant höheren Treibstoffverbrauch und einem massiv beschleunigten Verschleiss von Bremsen, Kupplungen und insbesondere Reifen. Hinzu kommt die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA), die für jeden Tonnenkilometer anfällt. Obwohl der Satz pro Kilometer gleich ist, sorgt die anspruchsvolle Topografie für längere Fahrzeiten und damit höhere Personalkosten pro Lieferung.
Ein entscheidender, oft unsichtbarer Kostentreiber ist die Fragmentierung der letzten Meile. Was auf der Autobahn im Mittelland ein einziger, durchgehender Transportvorgang ist, zerfällt in den Bergen oft in mehrere Stufen. Hier zeigt sich die ganze Komplexität der alpinen Logistik.

Wie das Beispiel zeigt, sind es nicht nur die Kilometer, die zählen. Jeder Umladepunkt, jedes spezielle Fahrzeug und jede zusätzliche Minute, die für die Navigation auf anspruchsvollen Strecken benötigt wird, schlägt sich direkt in den Kosten nieder. Diese Summe an kleinen und grossen Zusatzaufwänden erklärt, warum die Gesamtkosten schnell um 30% oder mehr ansteigen können.
Fallbeispiel: Alpincargo und die letzte Meile in Zermatt
Das Unternehmen Alpincargo demonstriert eindrücklich die Komplexität der Versorgung autofreier Bergorte. Um Zermatt zu beliefern, wird die Ware von der Normalspur- auf die Schmalspurbahn umgeladen. Für die Feinverteilung im Ort selbst kommen dann spezialisierte, elektrobetriebene Fahrzeuge oder für bestimmte Güter sogar traditionelle Pferdekutschen zum Einsatz. Diese mehrstufige Logistikkette mit ihrer hochspezialisierten Infrastruktur ist ein perfektes Beispiel für die erheblichen, aber notwendigen Mehrkosten in alpinen Randregionen.
Systemverkehr: Warum Kooperationen für die Flächendeckung unerlässlich sind
Die Vorstellung, dass ein einziger Lastwagen Ihre Ware in Graubünden abholt und direkt nach Genf fährt, ist oft eine Illusion – insbesondere bei Stückgut, also kleineren Sendungen. Eine solche Direktfahrt wäre für einen einzelnen Auftraggeber unbezahlbar. Genau hier kommt das Konzept des Systemverkehrs ins Spiel. Es ist das Rückgrat, das eine flächendeckende und wirtschaftlich tragbare Versorgung der Schweiz überhaupt erst ermöglicht.
Im Systemverkehr arbeiten mehrere Spediteure in einem fest definierten Netzwerk zusammen. Ihre Sendung wird zunächst von einem lokalen oder regionalen Partner abgeholt und zu einem regionalen Umschlagplatz (Hub) gebracht. Dort werden alle Sendungen, die in die gleiche Zielregion gehen, gebündelt und auf einen grossen LKW für die Fernstrecke (z.B. von der Ostschweiz ins Mittelland) verladen. An einem zentralen oder weiteren regionalen Hub wird die Ladung wieder aufgeteilt und von einem lokalen Partner des Netzwerks an den finalen Empfänger ausgeliefert. Dieses Hub-and-Spoke-Modell maximiert die Auslastung der Fahrzeuge auf den Hauptachsen und senkt so die Kosten pro Sendung drastisch.
Ohne diese Kooperationen wäre eine tägliche oder auch nur mehrmals wöchentliche Bedienung von Randregionen für die meisten Güterarten schlicht unmöglich. Grosse, nationale Spediteure stellen die Infrastruktur und die Prozesse für die Hauptlinien zur Verfügung, während die lokalen Partner ihre unschätzbare Ortskenntnis für die Abholung und die Zustellung auf der ersten und letzten Meile einbringen. Es ist eine Symbiose, die Effizienz und Reichweite schafft.
Welche LKW-Typen kommen im Winter überhaupt noch nach Arosa hoch?
Wenn im Winter die Schneefallgrenze sinkt und Passstrassen zur Herausforderung werden, trennt sich in der Transportlogistik die Spreu vom Weizen. Die Frage ist nicht mehr nur, ob ein LKW fährt, sondern welcher LKW überhaupt noch in der Lage ist, Destinationen wie Arosa sicher zu erreichen. Die Standard-Sattelzüge, die das Mittelland dominieren, sind hier oft ungeeignet. Stattdessen sind spezialisierte Fahrzeugkonfigurationen gefragt.
Für winterliche Bergstrecken setzen Spediteure auf eine Kombination aus Motorisierung, Antrieb und Grösse. Unverzichtbar sind:
- Allradantrieb (4×4 oder mehr): Um auf verschneiten oder vereisten Steigungen die nötige Traktion zu gewährleisten, sind Fahrzeuge mit angetriebenen Vorder- und Hinterachsen essenziell.
- Kompaktere Bauweise: Oft werden anstelle grosser Sattelzüge kleinere Motorwagen mit Anhängern oder sogar Solofahrzeuge eingesetzt. Diese sind wendiger in engen Kurven und auf schmalen Strassen, wie sie für die Zufahrt zu vielen Bergdörfern typisch sind.
- Schleuderketten: Moderne Systeme erlauben es dem Fahrer, per Knopfdruck Ketten unter die Antriebsräder zu schleudern, ohne aussteigen zu müssen. Dies ist ein entscheidender Sicherheits- und Effizienzvorteil bei plötzlich wechselnden Strassenverhältnissen.
Die Notwendigkeit, einen diversifizierten und spezialisierten Fuhrpark zu unterhalten, ist ein weiterer signifikanter Kostenfaktor für Spediteure, die Bergregionen bedienen. Diese Fahrzeuge sind in der Anschaffung teurer und oft nicht so effizient auf den Langstrecken im Flachland, was ihre Einsatzplanung komplexer macht.
Fallbeispiel: Emil Egger AG und Spezialtransporte in 2000 Meter Höhe
Obwohl es sich nicht um einen Wintertransport handelt, zeigt der Einsatz der Emil Egger AG bei St. Moritz die Notwendigkeit alpiner Fahrzeugkompetenz. Für die Installation einer 176 Tonnen schweren Eisenbahnbrücke auf fast 2000 Metern Höhe musste ein riesiger Raupenkran unter extrem beengten Platzverhältnissen aufgebaut werden. Dies erforderte eine unkonventionelle Aufbaukonfiguration und tiefgreifendes technisches Wissen. Das Projekt beweist, dass die Logistik in den Alpen oft weit über den Standard hinausgeht und hochspezialisierte Fahrzeuge und Expertise erfordert, sei es für schwere Lasten oder für winterliche Bedingungen.
Täglich oder wöchentlich: Wie oft werden Randgebiete realistisch angefahren?
Die Lieferfrequenz in abgelegene Gebiete ist eine der wichtigsten praktischen Fragen für jeden Produzenten. Die Antwort ist jedoch nicht pauschal, sondern hängt stark von der Güterart, der Saison und der spezifischen Lage des Empfängers ab. Eine tägliche Belieferung, wie sie im urbanen Raum selbstverständlich ist, ist in vielen Tälern weder wirtschaftlich noch logistisch sinnvoll. Die Transportströme werden gebündelt, um eine ausreichende Auslastung der Fahrzeuge zu gewährleisten.
Für kritische und hochfrequente Güter wie Post oder Medikamente wird durch Netzwerke wie das der Schweizerischen Post eine flächendeckende tägliche Zustellung sichergestellt. Bei anderen Warenkategorien wird die Frequenz jedoch bedarfsgerecht angepasst. In touristisch geprägten Regionen wie dem Wallis oder dem Berner Oberland ist die Anlieferung von Frischwaren an Hotels und Supermärkte während der Hochsaison täglich, kann aber in der Nebensaison auf drei bis fünf Mal pro Woche reduziert werden.

Die folgende Tabelle gibt einen realistischen Überblick über die typischen Lieferfrequenzen in Schweizer Randregionen, basierend auf gängiger Praxis von Transportunternehmen.
Diese Staffelung wird durch eine sorgfältige Tourenplanung erreicht, bei der Lieferungen für ein bestimmtes Tal oder eine Region auf feste Wochentage gelegt werden. Dies ermöglicht es dem Spediteur, die Fahrten zu bündeln und die Effizienz zu maximieren.
| Güterart | Frequenz Hauptsaison | Frequenz Nebensaison | Typische Regionen |
|---|---|---|---|
| Post/Medikamente | Täglich | Täglich | Alle Regionen |
| Frischwaren (Detailhandel) | Täglich | 3-5x wöchentlich | Tourismusgebiete |
| Stückgut/Möbel | 2-3x wöchentlich | Wöchentlich | Bergdörfer |
| Baumaterial | Nach Bedarf (gebündelt) | Nach Bedarf | Seitentäler |
Lawinen und Muren: Wie sichern Netzwerke die Versorgung bei Strassensperren?
Die grösste Unbekannte in der alpinen Logistik ist die Natur. Eine Lawine, ein Murgang oder ein Steinschlag können von einer Minute auf die andere eine wichtige Zufahrtsstrasse für Tage oder sogar Wochen unpassierbar machen. Für Logistiknetzwerke ist der Umgang mit solchen Ereignissen kein Ausnahmefall, sondern ein integraler Bestandteil des Risikomanagements. Die Versorgungssicherheit hängt von vorausschauender Planung und der Fähigkeit ab, schnell auf alternative Lösungen umzuschalten.
Ein proaktives Risikomanagement ist hier entscheidend. Anstatt nur zu reagieren, nutzen fortschrittliche Speditionen eine Kombination aus Technologie und strategischer Planung, um Störungen zuvorzukommen. Dies beinhaltet die ständige Überwachung von Wetter- und Naturgefahrendaten, um Touren präventiv umzuplanen oder kritische Lieferungen vorzuverlegen. Der Schlüssel liegt darin, nicht vom Ereignis überrascht zu werden, sondern bereits einen Plan B in der Schublade zu haben.
Wenn eine Sperrung unvermeidlich ist, treten die wahren Stärken eines gut organisierten Netzwerks zutage. Die Fähigkeit, auf alternative Transportrouten auszuweichen, ist von zentraler Bedeutung. Ein klassisches Beispiel in Graubünden ist die Sperrung des Flüelapasses im Winter. Der gesamte Verkehr wird dann auf den Autoverlad durch den Vereinatunnel umgeleitet. Ein Spediteur, der über die nötigen Kapazitäten und die organisatorische Flexibilität verfügt, kann seine LKW ohne grosse Verzögerung auf die Schiene verladen und die Versorgungskette aufrechterhalten. Ebenso wichtig sind strategisch platzierte Zwischenlager, die als Resilienz-Puffer dienen und die Versorgung mit essenziellen Gütern für eine gewisse Zeit überbrücken können.
Ihr Plan für den Ernstfall: Risikomanagement-Strategien bei Strassensperren
- Integration von Echtzeit-Daten von MeteoSchweiz und dem SLF (Institut für Schnee- und Lawinenforschung) in die Dispositionssysteme.
- Präventive Umplanung von Touren bei angekündigten Extremwetterereignissen oder Vorverlegen kritischer Lieferungen.
- Aufbau strategischer Zwischenlager in gefährdeten Tälern für kritische Güter wie Lebensmittel und medizinisches Material.
- Aktivierung alternativer Routen wie Autoverlad durch den Vereinatunnel bei Sperrung des Flüelapasses.
- Implementierung einer klaren Kommunikationskaskade vom nationalen Hub über regionale Partner bis zum Endkunden.
Warum kennt ein lokaler Spediteur die Schleichwege, die das Navi ignoriert?
In einer Welt, die von GPS und digitalen Routenplanern dominiert wird, könnte man annehmen, dass menschliche Ortskenntnis an Bedeutung verliert. In der Logistik der Schweizer Randregionen ist jedoch das Gegenteil der Fall. Das implizite, über Jahre erworbene Wissen eines lokalen Fahrers ist ein unschätzbarer Vorteil, den keine Technologie vollständig ersetzen kann. Dieses Wissen, eine Art «topografische Arbitrage», schafft Effizienz und Zuverlässigkeit, wo Algorithmen an ihre Grenzen stossen.
Ein Navigationssystem kennt die offizielle Route. Ein erfahrener lokaler Fahrer kennt die Realität. Er weiss, auf welcher einspurigen Bergstrasse sich die einzige Ausweichstelle befindet, um einem entgegenkommenden Postauto Platz zu machen. Er kennt den Bauernhof, dessen Zufahrt nach starkem Regen unpassierbar wird, oder die inoffizielle Abkürzung durch ein Industriegebiet, die zur Rushhour zehn Minuten spart. Dieses Wissen geht über reine Wegfindung hinaus; es umfasst auch soziale Komponenten, wie die Kenntnis der Anlieferzeiten und Gepflogenheiten bei lokalen Gewerbebetrieben.
Genau aus diesem Grund sind Partnerschaften zwischen nationalen und lokalen Spediteuren so wertvoll. Der nationale Partner sorgt für die Effizienz auf der Langstrecke, der lokale Partner für die Präzision und Problemlösungskompetenz auf der letzten Meile. Wie Marti Transport treffend bemerkt, ist diese Zusammenarbeit der Schlüssel zur Zuverlässigkeit.
Randregionen oder Seitentäler können wir dank jahrelanger Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnertransporteuren zuverlässig erledigen.
– Marti Transport GmbH, Unternehmenswebsite
Fallbeispiel: Lokales Wissen als Wettbewerbsvorteil bei Bregy Transport
Das Walliser Unternehmen Bregy Transport betont explizit seine Vertrautheit mit den topografischen Verschiedenheiten der Schweiz. Ihre Fahrer kennen nicht nur die offiziellen Routen, sondern auch lokale Gegebenheiten wie saisonale Hindernisse oder die besten Zeitfenster, um bestimmte Engpässe zu passieren. Dieses implizite Wissen wird zunehmend in internen Datenbanken formalisiert, um es auch für neuere Fahrer nutzbar zu machen und den Wissensvorsprung als Unternehmen zu sichern.
Ein Zentrallager oder 5 Regionalhubs: Was gewinnt im Kosten-Nutzen-Check?
Für einen national agierenden Produzenten stellt sich früher oder später die strategische Frage nach der Lagerinfrastruktur: Soll man auf ein grosses Zentrallager im Mittelland setzen oder die Waren auf mehrere kleinere, regionale Hubs verteilen? Beide Modelle haben klare Vor- und Nachteile, und die richtige Wahl hängt stark von der Art Ihrer Produkte, den Lieferfristen und der Kostenstruktur ab. Es gibt keine Einheitslösung, sondern nur eine für Ihr Geschäftsmodell passende Entscheidung.
Ein Zentrallager, typischerweise an einem verkehrsgünstigen Knotenpunkt wie Egerkingen oder Härkingen gelegen, bietet den Vorteil der Konsolidierung. Die Lagerhaltungs- und Personalkosten sind geringer, da sie nur an einem Standort anfallen. Die Verwaltung ist einfacher und der Gesamtbestand kann niedriger gehalten werden. Der grosse Nachteil sind jedoch die Kosten für die letzte Meile. Von einem einzigen Punkt aus sind die Wege in die Randregionen wie das Tessin, das Wallis oder Graubünden sehr lang. Dies führt zu hohen Transportkosten und macht eine flexible, kurzfristige Belieferung schwierig, insbesondere unter Berücksichtigung des Schweizer Nacht- und Sonntagsfahrverbots.
Ein dezentrales Modell mit mehreren Regionalhubs kehrt diese Logik um. Die Kosten für Immobilien und Personal an mehreren Standorten sind zwar höher, dafür sinken die Kosten der letzten Meile dramatisch. Von einem regionalen Hub in der Nähe Ihrer Zielkunden können Lieferungen am frühen Morgen schnell und flexibel erfolgen, ohne vom Nachtfahrverbot betroffen zu sein. Dieses Modell ist besonders vorteilhaft für Produkte, die schnelle Lieferzeiten erfordern, wie Frischwaren oder temperaturgeführte Güter.
Die folgende Gegenüberstellung fasst die wichtigsten Kriterien für Ihre strategische Entscheidung zusammen.
| Kriterium | Zentrallager (z.B. Egerkingen) | 5 Regionalhubs |
|---|---|---|
| Lagerhaltungskosten | Niedrig (ein Standort) | Hoch (fünf Standorte) |
| Immobilienkosten | Hoch (Mittelland) | Gemischt (günstigere Randregionen) |
| Letzte Meile Kosten | Hoch (lange Distanzen) | Niedrig (kurze Distanzen) |
| Flexibilität Nachtfahrverbot | Eingeschränkt | Hoch (lokale Auslieferung früh morgens) |
| Ideal für | Langlebige Konsumgüter | Frischwaren, temperaturgeführte Güter |
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kosten für Alpentransporte sind eine Folge von LSVA, höherem Verschleiss, spezialisierten Fahrzeugen und komplexen Umladeprozessen auf der letzten Meile.
- Die flächendeckende Versorgung der Schweiz wird erst durch «Systemverkehre» möglich, bei denen nationale und lokale Spediteure in Hub-and-Spoke-Netzwerken kooperieren.
- Die Wahl des Logistikpartners sollte nicht nur auf dem Preis basieren, sondern auch dessen Netzwerkstärke, Risikomanagement bei Störungen und die lokale Expertise der Partner umfassen.
Schweizer Spediteure vs. internationale Riesen: Wen sollten Sie für den Inlandsverkehr wählen?
Die letzte strategische Entscheidung ist oft die schwierigste: Vertrauen Sie Ihre landesweite Distribution einem grossen, international tätigen Logistikkonzern an oder einem Schweizer KMU-Spediteur? Beide haben spezifische Stärken, und die beste Wahl hängt von Ihren Prioritäten ab: Kosten, Service, Flexibilität oder technologische Integration. In der Schweiz, wo der Logistiksektor stark und regional verankert ist – allein in der Region Basel erwirtschaften 740 Betriebsstätten mit 13’000 Fachkräften 1,6 Mrd. Franken Bruttowertschöpfung –, ist diese Frage besonders relevant.
Internationale Riesen punkten oft mit Skaleneffekten und technologischer Überlegenheit. Sie bieten in der Regel hochentwickelte IT-Plattformen mit lückenlosem Tracking und standardisierten Prozessen. Auf den Hauptverkehrsachsen zwischen den grossen Zentren wie Genf, Bern, Basel und Zürich können sie aufgrund der hohen Volumen oft unschlagbare Preise anbieten. Ihre Schwäche liegt jedoch häufig in den Randregionen. Dort arbeiten sie meist mit Subunternehmern, was zu einem Verlust an Kontrolle, Flexibilität und direkter Kommunikation führen kann.
Schweizer KMU-Spediteure spielen ihre Stärken genau dort aus, wo die grossen Konzerne an ihre Grenzen stossen. Ihre grössten Trümpfe sind Flexibilität, persönliche Ansprechpartner und die bereits diskutierte, tiefgreifende lokale Kenntnis. Für nicht-standardisierte Transporte, wie die Lieferung von Möbeln in ein schwer zugängliches Chalet oder Sendungen, die eine besondere Handhabung erfordern, sind sie oft die bessere Wahl. Sie setzen meist auf eigene, festangestellte Fahrer, was eine höhere Servicequalität und Zuverlässigkeit auf der letzten Meile gewährleistet.
Die optimale Lösung liegt oft in einem Hybridmodell: Ein Partner, der die Prozesssicherheit und die technologische Infrastruktur eines grossen Anbieters mit der lokalen Expertise und Flexibilität fester, langjähriger KMU-Partner kombiniert. Bei der Wahl Ihres Spediteurs sollten Sie daher die folgenden Kriterien genau prüfen:
- Netzwerkstruktur: Setzt der Anbieter auf eigene Fahrer in Ihrer Zielregion oder auf lose Subunternehmer?
- IT-Infrastruktur: Entsprechen die angebotenen Tracking- und Reporting-Möglichkeiten Ihren Anforderungen?
- Transportart: Handelt es sich um standardisierte Palettenware für die Hauptachsen oder um komplexe Lieferungen in Randgebiete?
- Service-Level: Benötigen Sie einen persönlichen Ansprechpartner und hohe Flexibilität oder zählt primär der Preis?
Nachdem Sie die komplexen Mechanismen der Schweizer Logistiklandschaft verstanden haben, besteht der nächste Schritt darin, diese Erkenntnisse auf Ihre spezifische Situation anzuwenden. Evaluieren Sie Ihre Produktanforderungen, Ihre Zielkunden und Ihre Service-Erwartungen, um den Partner zu finden, der Ihr Unternehmen nicht nur beliefert, sondern strategisch voranbringt.